Die Berlinale blickt zurück

Das Filmjahr "66" in Ost und West

Die Retrospektive-Kuratoren Rainer Rother (M.) und Ralf Schenk (r.) im Gespräch mit Moderator Patrick Wellinski (l.).
Die Retrospektive-Kuratoren Rainer Rother (M.) und Ralf Schenk (r.) im Gespräch mit Moderator Patrick Wellinski (l.). © Deutschlandradio Kultur / Manuel Czauderna
Rainer Rother und Ralf Schenk im Gespräch mit Patrick Wellinski · 13.02.2016
1966 - Aufbruchstimmung im deutschen Film. Doch dieser Aufbruch ist geteilt: Er sorgt für die westdeutsche Branche für erste und neue internationale Anerkennung. Im Osten dagegen lässt die SED die Werke neuer, junger Filmemacher im Keller verschwinden.
72 deutsche Filme laufen auf bei den 66. Internationalen Filmfestspielen Berlin. Allerdings sind 50 dieser deutschen Produktionen schon ein wenig älter: Sie laufen in der Retrospektive, die sich dem deutsch-deutschen Filmjahr 1966 widmet. Stärker als der aktuelle deutsche Film also ist der alte deutsche Film.

"1966" steht im Titel dieses filmischen Rückblicks, denn dieses Jahr war für den deutschen Film ein besonderes, ein Wendepunkt. Der junge deutsche Film der Bundesrepublik hatte damals zum ersten Mal internationale Beachtung gefunden. Peter Schamoni ("Schonzeit für Füchse"), Volker Schlöndorff ("Der junge Törless") und Alexander Kluge ("Abschied von gestern") nahmen an internationalen Festivals teil und gewannen Preise, wenn auch noch keinen Hauptpreis.
Und in der Filmproduktion der DDR prägte die Branche in dieser Zeit ein ganz anderes Ereignis: Verbote. Zwölf Filme, das war fast die ganze DEFA-Jahresproduktion von 1965, die 1966 in die Kinos gekommen wäre, wurden auf den Index gesetzt. Das 11. Plenum des ZK der SED hatte im Dezember 1965 Theaterstücke, Bücher, Musikstücke und Filme untersagt, die sich mit der Entwicklung der DDR-Gesellschaft kritisch auseinandersetzten. Damit wurde der Reformprozess in Kultur und Wirtschaft, der nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 vorsichtig begonnen hatte, wurde damit rigoros gestoppt.

Rainer Rother, Leiter der Retrospektive der Berlinale, und Ralf Schenk, Publizist und Filmhistoriker, sprechen im "Vollbild" über diese Einschnitte und Entwicklungsschritte in der deutschen Filmgeschichte und über die Filme, mit denen die Berlinale dies nun in ihrer Retrospektive nachvollziehbar macht.

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