Deutschlands Musiker-Museen

Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen

Der Komponist Richard Strauss (1864-1949) im Arbeitszimmer seiner Villa in Garmisch
Der Komponist Richard Strauss (1864-1949) im Arbeitszimmer seiner Villa in Garmisch © picture-alliance / dpa / Tourismusverband München Oberbayern
Von Veronika Schreiegg · 16.06.2015
Richard Strauss wohnte in München, Wien, Berlin – doch die zweite Lebenshälfte verbrachte er im bayerischen Garmisch-Partenkirchen. Seit 16 Jahren hat das Richard-Strauss-Institut hier samt kleinem Museum seinen Sitz - da sieht man den Komponisten auch ganz privat.
Computerstimme aus der Abspielstation: "Seit 1908 verbrachte Richard Strauss vor allem die Sommermonate in seiner Garmischer Villa. Hier fand er Kraft und Ruhe zum Komponieren. Heute ist die Villa Wohnhaus, Archiv und Gedenkstätte zugleich. Enkelsohn Christian zeigt ihnen die wichtigsten Räume, Enkelsohn Richard gibt ihnen einen Einblick in das Privatleben des Künstlers."
Es fühlt sich schon etwas seltsam an. Man steht in einer Jugendstil-Villa mitten in Garmisch-Partenkirchen von der man meinen könnte sie wäre das Wohnhaus von Richard Strauss gewesen. Kassettendecken aus edelstem Holz, Stuck an den Wänden, es sieht herrschaftlich aus, fast so wie die echte Strauss-Villa, doch die befindet sich ein paar hundert Meter weiter am Ortsrand und ist nur für spezielle Besuchergruppen zugänglich. Hier in der ehemaligen Villa eines Mannheimer Zigarrenfabrikanten ist heutzutage das für die Öffentlichkeit zugängliche Richard-Strauss-Institut untergebracht, dessen Leiter Christian Wolf erklärt, warum die Strauss-Erben den Zutritt zur Strauss-Villa verweigern.
"Ich glaube das liegt daran, dass das historisch noch so nahe ist. Strauss ist 1949 gestorben, sein Enkel, der drei Häuser weiter lebt, war ein junger Mann als Strauss gestorben ist; da steckt also seine eigene Geschichte drin. Und es gibt einfach eine ganze Reihe von Personen hier, die sind ganz eng und persönlich verbunden mit diesem Haus. Und für die ist Strauss noch keine historische Person. Insofern verstehe ich die Haltung der Familie, die sagt das ist unser Privathaus, da feiern wir Weihnachten, da kann ich jetzt keine Besuchergruppen im großen Stil durchführen."
Hausrock und Dirigierschuhe
Ein Dilemma, das allerdings durch zwei Ausstellungsräume im Strauss-Institut ein wenig kompensiert wird. Der eine widmet sich Strauss' Schaffen und zeigt beispielsweise seine extrem dünnen Taktstöcke, mit denen er zum Stardirigenten seiner Zeit avancierte. Oder auch ein Bühnenbild der Salome, jene Oper, die Strauss überhaupt erst das Vermögen einbrachte um hier in Garmisch Partenkirchen seinen Sommersitz zu errichten. Der andere Ausstellungsraum zeigt Strauss ganz privat:
"Hier beispielsweise sein Hausrock oder seine Dirigierschuhe, ein Reisekoffer, ein Kaffeeservice und solche Dinge."
Unzählige Fotos etwa, die Einblick in die Strauss-Villa geben: Räume, die voll gestellt sind mit Strauss' umfassender Kunstsammlung: Hinterglasbilder, Reliquienbilder, größtenteils religiöse Kunst. Und das ist ein erstaunliches Detail seiner Biografie. Hier sammelt einer sakrale Gegenstände, der als Mensch doch eine so ganz und gar atheistisch Haltung vertrat.
"Strauss hat ja mit dem Christentum nicht so viel am Hut gehabt. Das Individuum hat ihn interessiert, das der Natur gegenüber steht. Dahinter steckt bei Strauss ein schon ganz früh zu erkennender Individualismus, dass sozusagen die Kraft im Menschen selbst steckt und dass er auch seines Glückes Schmied ist und dass er von ganz großer Bedeutung ist."
Richard Strauss als Bergsteiger
Es ist das Menschenbild, das insbesondere Strauss sinfonischen Dichtungen zugrunde liegt – allen voran "Also sprach Zarathustra" und der Alpensinfonie. Beide Werke lassen sich wohl am besten hier an diesem Ort verstehen, vor dem Alpenpanorama in Garmisch-Partenkirchen, in einer Jugendstilvilla, in der unzählige Bilder ausgestellt sind, auf denen man den begeisterten Bergsteiger Richard Strauss in Szene sieht: beim Rodeln, beim Schlittschuhfahren oder bei Spaziergängen in der Berglandschaft. Manchen Besucher lässt das allerdings dazu hinreißen in Richard Strauss eine Art Filmmusikschreiber zu sehen, der die Berglandschaft um sich herum vertonte.
"Ich habe erst gestern wieder Besuch gehabt von einem begeisterten Musikaliensammler, der dann auch gemeint hat, Strauss wäre in seiner Villa gesessen mit Blick auf die Zugspitze, den er übrigens an seinem Schreibtisch gar nicht hatte, und hätte dann beispielsweise das, was er sieht, übertragen. Das hat er aber immer abgelehnt. Auch wenn man das vielleicht gerne so hätte. Es ist keine Bebilderung irgendwelcher visueller Eindrücke."
Mehr zum Thema