Deutscher Buchhandlungspreis verliehen

Lob auf den Buchladen um die Ecke

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zu Gast im Studio von Deutschlandradio Kultur, aufgenommen am 4.6.2015.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zu Gast im Studio von Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio / Bettina Straub
Monika Grütters im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 17.09.2015
Nach dem Siegeszug des Online-Handels erleben klassische Buchläden eine Renaissance. Kulturstaatsministerin Monika Grütters will diesen Trend mit einem hoch dotierten Preis für die besten Buchhandlungen fördern. Die besten Buchhandlungen gibt es in Heidelberg, München und im Saarland.
Um inhabergeführte Buchhandlungen zu fördern, hat die Bundesregierung am Donnerstag zum ersten Mal den Deutschen Buchhandlungspreis verliehen. Dotiert ist der Preis mit ingesamt einer Million Euro, die von einer Jury auf drei Kategorien verteilt werden.
Jeweils drei Buchhandlungen werden künftig den ersten Preis erhalten, ein Gütesiegel verbunden mit einer Geldprämie in Höhe von 25.000 Euro. Bei der Premiere ging dieser Preis an die folgenden drei Buchhandlungen:

- artes liberales - Buchladen
Kornmarkt 8, 69117 Heidelberg
- Literatur Moths
Rumfordstraße 48, 80469 München
- Buchhandlung Rote Zora Merzig
Poststraße 22, 66663 Merzig
Weitere fünf Buchhandlungen wurden wegen ihrer herausragenden Bedeutung mit 15.000 Euro ausgezeichnet, weitere 100 Läden erhielten je 7.000 Euro.
"Ein Kulturgut, das es zu verteidigen gilt"
Was Kritiker bereits als "Gießkannenprinzip" verspottet haben, ist aus Sicht von Kulturstaatsministerin Monika Grütters ein wichtiges Element des neuen Preises. Im Deutschlandradio Kultur sagte die CDU-Politikerin:

"Wir möchten vor allem in der Fläche sichtbar machen, wie viele wackere Buchhändler es doch immer noch gibt, auch jenseits der Metropolen, die ein tolles literarisches Sortiment anbieten."
Mit dem neuen Preis würden inhabergeführte Buchhandlungen ausgezeichnet, die sich durch ihre buchhändlerische Leistung besonders verdient gemacht haben, sagte Grütters. Die Jury unter dem Vorsitz der Schriftstellerin und Literaturkritikerin Iris Radisch habe dabei verschiedene Kategorien bewertet. Viele der jetzt ausgzeichneten Buchhändler würden nicht nur "die Leselust fördern", sondern ihre Kunden individuell ansprechen und mit "cleveren Geschäftsmodellen" an sich binden. Immer würden sie dabei zeigen,
"dass das Buch eben kein Produkt ist wie jedes andere, wie Gartenmöbel oder Staubsaugerbeutel, sondern ein Kulturgut, das es zu verteidigen gilt."
Grütters hatte den neuen Preis auf der Leipziger Buchmesse im Frühjahr dieses Jahres vorgestellt. Dabei hatte sie inhabergeführte Buchhandlungen als "Garanten des verlegerischen und literarischen Schaffens" in Deutschland gewürdigt. Zudem seien sie kulturelle Begegnungsorte. Der am Donnerstag erstmals verliehene Preis soll die Bedeutung des Buchhandels noch stärker ins Bewusstsein rufen.
"Netz geistiger Tankstellen"
Dass Buchläden aus Bayern, Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen in der Siegerliste besonders häufig auftauchen, hänge auch damit zusammen, dass es sich von der Bevölkerung her um die größten Bundesländer handele und es dort auch mehr Buchläden gebe, sagte Grütters. "Aber es gibt in allen 16 Bundesländern preiswürdige Buchhandlungen, das hat mich besonders gefreut", so die Kulturstaatsministerin.
Dass von nun an jedes Jahr eine recht große Zahl von Buchhandlungen ausgezeichnet werden soll, rechtfertigte Grütters auch mit Blick auf die Leser und Kunden, "denn von denen hängt es ja ab, ob dieses Netz geistiger Tankstellen nicht löcheriger wird dadurch, dass viele eben doch online bestellen".
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