Arm und reich

Schnittmengen aus Geld und Glück

Kaum Geld zum Leben - ein leeres Portemonnaie
Kann man mit kaum Geld zum Leben glücklich sein? © dpa / picture-alliance / Hans Wiedl
Moderation: Olga Hochweis · 05.11.2017
Ein Slogan wie "Arm, aber sexy" passt vielleicht ins Marketing-Konzept einer hippen Großstadt – übertragen auf Individuen mit existentiellen Geldsorgen klingt er wie purer Hohn. Auch wenn die wertvollen Dinge im Leben bekanntlich andere Reichtümer sind: Gemeinschaft, Liebe, Lebenssinn.
Doch nur kein falscher Idealismus: die Bestätigung des Satzes "Geld regiert die Welt" liefern viele in Amt und Würden gelangte Milliardäre und Multimillionäre. Geld ist Macht. Und angesichts der Popularität des protzig ausgestellten Promi-Reichtums in Fernsehsendungen, Boulevard-Zeitschriften oder Social Media scheint es eine direkte Verbindung zwischen materieller Potenz und persönlicher Attraktivität zu geben. "Die Reichen und die Schönen" sind ein gern verwendetes Begriffspaar.

Arme haben keine Lobby

Menschen in Armut haben dagegen keine Zuschauer, keine Lobby, keine Macht. Sie werden schneller krank und sterben früher. Kindern, die in Armut aufwachsen, wird gesellschaftliche Teilhabe nachhaltig verwehrt. Arm, aber reich an Erfahrungen? Darauf würden die meisten gern verzichten, wenn es ihnen besser ginge.
Der griechische Philosoph Epikur schrieb vor mehr als 2000 Jahren:
Es ist etwas Schönes um eine vergnügte Armut. Aber das ist schon nicht mehr Armut, wenn man dabei vergnügt ist. Wer mit der Armut gut auskommt, der ist reich.

Lebensfreude ist nicht käuflich

Jahrhundertelang hat dieser Gedanke vielen Menschen geholfen, ihre irdische Not zu ertragen – oft in der Hoffnung auf Belohnung durch himmlische Reichtümer. Und doch steckt in Epikurs Satz umgekehrt betrachtet ein wahrer Kern. Glücksforscher wissen: Auch wenn materieller Wohlstand bis zu einem gewissen Maße die Lebenszufriedenheit eines Menschen sichern kann, so lässt sich die Freude am Leben nicht kaufen.
Die Suizidrate ist in reichen Industrienationen höher als in den ärmsten Ländern der Welt, wo Zusammenhalt und Lebenssinn häufig stärker entwickelt sind. Mit steigendem Wohlstand geht oft größere Einsamkeit einher. Aber die wachsende globale Armut ist sehr viel lebensbedrohlicher.

Musikalische Histörchen

Lösung: Nat "King" Cole startete am 5. November 1956 die "Nat ‘King‘ Cole Show" beim Sender NBC. Zwar hatte es bereits 1954 einen Versuch gegeben, der aber mangels Sponsoren scheiterte. Sie wollten nicht die Zuschauer im Süden der USA verschrecken. 1956 hatte sich zwar wenig daran geändert, doch NBC entschloss sich die Kosten selbst zu tragen. Jene Folge hatte eine Länge von 15 Minuten, die später um weitere 15 Minuten verlängert wurde. Insgesamt wurden 47 Sendungen der Show ausgestrahlt, bevor sie dann 1957 endgültig eingestellt wurde. Coles Kommentar war: "Madison Avenue hat Angst vor dem Dunkeln."

Rätsel

Lösung:Das Musical, aus dem wir einen Ausschnitt gespielt haben, ist "Anatevka" - komponiert von Jerry Bock. Es geht darin um den armen Milchmann Tevje und seine drei Töchter im heiratsfähigen Alter in der Zeit der Pogrome Anfang des 20.Jahrhunderts im fiktiven Städtchen Anatevka im russischen Zarenreich. Die Premiere fand 1964 in New York statt und erhielt zunächst zurückhaltende Kritiken, viele erfuhren hier erstmals von der ostjüdischen Welt und den Pogromen. Bald danach gab es viele Preise für das Musical.
Der englische Originaltitel: "Fiddler on the Roof" ist inspiriert von einem Gemälde von Marc Chagall.
Das Buch/Libretto des Musicals schrieb Joseph Stein und bezog sich dabei auf das Buch "Tewje, der Milchmann" von Scholem Alejchem.

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