Sendungsüberblick

Deutschland sucht die Löschformel

54:52 Minuten
Roter Feuerlöscher an einer weißen Wand
Draufhalten, bis die Flammen gelöscht sind: Im Netz funktioniert das Prinzip des Feuerlöschers nicht. Es wird weiter über Standards wie das NetzDG diskutiert. © Paul auf Unsplash
13.01.2018
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Klick und weg. Löschen könnte so einfach sein, doch das Gegenteil ist der Fall. Mit dem NetzDG ist die Diskussion über Filter im Internet neu entfacht. Welchen gesellschaftlichen Nutzen hat das Löschen und welchen Schaden richtet es an?
Hate-Speech, Pornographie, Gewalt: Unmengen an brutalen, verstörenden und rechtswidrigen Inhalten kursieren im Netz. Bislang ist es nicht gelungen, dieser Inhalte Herr zu werden. Seit Beginn des Jahres gelten – laut Netzwerkdurchsetzungsgesetz – Löschfristen für die sozialen Netzwerke. "Offensichtliche rechtswidrige Inhalte" müssen von den Plattformen innerhalb von 24 Stunden entfernt werden.
Die Debatte darüber, wie die Gesellschaft mit diesem Content umgehen soll, ist seitdem neu entfacht. Die geeigneten Mittel scheinen jedenfalls noch nicht gefunden worden zu sein. Denn immer noch kursiert jede Menge Schmutz im Netz, während gleichzeitig die Gefahr besteht, dass unliebsame Inhalte einfach verschwinden, obwohl sie gegen kein Gesetz verstoßen.
Die Müllabfuhr des Internets
Gelöscht und gefiltert wird im Hintergrund allerdings schon seit längerem. Vor zwei Jahren wurde bekannt, unter welchen Bedingungen Facebook auf den Philippinen Billiglöhner "unangemessene" Inhalte von der Plattform löschen lässt. Im letzten Jahr kamen Informationen über Löschkolonnen in Deutschland an die Öffentlichkeit.
Für diese so genannten "Content Manager" ist das "Aufräumen" auf den Plattformen eine sehr belastende Tätigkeit. Immer wieder werden neue Erfahrungsberichte veröffentlicht. Daniel Bouhs fasst die Erkenntnisse für uns zusammen.
Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn sie weiß, dass sie im Netz permanent gefiltert wird? Wie verändert sich die Kommunikation? Bestärkt es Verschwörungstheorien, dass man nicht "frei" kommunizieren kann?
Welche Auswirkungen das Filtern auf die gesellschaftliche Kommunikation hat, darüber reden wir mit Andreas Zick, dem Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld.
Digitales bei den Sondierern, Facebooks Newsfeed, ethische Richtlinien für YouTuber
Die Nachrichten aus der Netzwelt kommen in dieser Woche von Jochen Dreier: Zum Abschluss der Sondierungsphase wurde ein 28-seitiges Papier mit den wichtigsten Themen veröffentlicht, auf die man sich verständigt hat. Die Themen Netzpolitik und Digitalisierung werden darin eher noch knapper behandelt, als es bei den Jamaika-Sondierern der Fall war. Auch die Aussagen zu Überwachung und innere Sicherheit sind sehr allgemein gehalten.
Viel sondiert wurde offenbar auch bei Facebook im Jahr 2017. Jetzt hat Mark Zuckerberg einen Schritt angekündigt, der sich schon länger abgezeichnet hat: Der Newsfeed soll radikal umgebaut werden.
Außerdem: Der US-amerikanische Youtube-Star Logan Paul hatte am Silvestertag ein Video veröffentlicht, das eine Leiche zeigte. Nach der Veröffentlichung des Videos gab es große Proteste. Jetzt hat Youtube Konsequenzen gezogen.
Byton steht für "Bytes on Wheels"
Diese Woche lief in Las Vegas die Consumer Electronics Show, die weltweit größte Messe für Unterhaltungselektronik. Das Konzept der Show: die IT-Geräte der Zukunft zu zeigen. Das Motto: dünner, größer, smarter. Groß und smart, aber gewiss nicht handlich ist der Byton, das neue Elektroauto aus China, ausgestattet unter anderem mit einem riesigen Touchscreen im Cockpit und Alexa, Amazons Sprachassistent.
Ende 2019 soll ein erstes Modell auf dem chinesischen Markt angeboten werden. 2020 will Byton auch in den USA und Europa vertreten sein. Christian Schiffer wirft einen Blick in eine noch weiter entfernte Zukunft, in der das Verhältnis von Auto und Mensch ein völlig anderes ist als heute.
Ein Mythos wird gemeinfrei
Was haben Hans Fallada, Ricarda Huch und Wolfgang Borchert gemeinsam? Sie alle sind 1947 gestorben. Deshalb gelten ihre Werke seit Anfang diesen Jahres als gemeinfrei. So auch die Schöpfungen von Aleister Crowley, selbsternannter Gott und der wohl größte Okkultist des 20. Jahrhunderts. Was erwartet uns, wenn die Verlage sich nun erneut mit ihm beschäftigen? Und welche Rolle würde Crowley wohl heutzutage spielen?
Das Team
Moderation: Vera Linß und Marcus Richter
Redaktion: Vera Linß und Jana Wuttke
Netzmusik: Teresa Sickert
Webredaktion: Nora Gohlke