Sendungsüberblick

Reinschreiben, Beeinflussen, Mitmachen

54:50 Minuten
26.10.2013
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Die Mitmachvision ist einer der Schöpfungsmythen des World Wide Web. Einerseits kann, darf und soll jeder bei allem mitmachen, um das Ergebnis durch die Mithilfe zahlreicher Menschen zu verbessern.
Die Mitmachvision ist einer der Schöpfungsmythen des World Wide Web. Einerseits kann, darf und soll jeder bei allem mitmachen, um das Ergebnis durch die Mithilfe zahlreicher Menschen zu verbessern. Andererseits werden so Medien und Techniken geboren, die auch den Nutzern eine Teilhabe ermöglichen, die vorher von bestimmten Informationen und Diskussionen ausgeschlossen war. Aber natürlich gibt es da noch eine dritte Seite: Wo jeder mitmachen darf, kann auch jeder Einfluß nehmen.
Angriff der Sockenpuppen
Welche Gefahr sich dahinter verbirgt, zeigt ein aktueller Skandal bei der Wikipedia. Sie gilt als die größte Wissenssammlung der Welt und nur rund 12 Jahre dafür gebraucht. Ein großer Erfolg für das kollektive Arbeiten von Internetnutzern über Länder- und Sprachgrenzen hinweg. Wer etwas über einen Politiker, ein Unternehmen oder ein Land wissen möchte, der landet mit Sicherheit auf den Seiten der Online-Enzyklopädie. Die Wikipedia ist einflußreich, die Wikipedia ist also auch: Ein lohnenswertes Ziel. Anscheinend waren in der englischsprachigen Wikipedia hunderte Schreiberlinge bezahlte Mitarbeiter einer Agentur namens Wiki-PR. Sie schrieben bezahlte Beiträge, in denen Werbung für Unternehmen gemacht wurde. 250 Accounts sollen gesperrt worden sein, um der sogenannten Sockenpuppen-Armee Einhalt zu gebieten.
Zeigt dieser Skandal, dass die Wikipedia unbrauchbar ist? Oder ist er vielmehr Beweis für die Selbstheilungskräfte der Nutzergemeinschaft? Kann man eine Beteiligungsstruktur in einer Organisation mit freiwilliger Gemeinschaftsarbeit wie bei Wikipedia überhaupt steuern? Diese und weitere Fragen zu Zuverlässigkeit, Finanzierung und Zukunft der Wikipedia klären wir in der aktuellen Sendung mit Leonard Dobusch, der Juniorprofessor am Institut für Management der Freien Universität Berlin ist und für das Blog Netzpolitik schreibt. [Ganzer Beitrag]
Offene & verdeckte Einflussnahme
In Island konnte die gesamte Bevölkerung an einer neuen Verfassung mitarbeiten. Das Prinzip der gemeinsamen Arbeit an Texten hätte hier zu handfesten politischen Ergebnissen führen können, wurde aber letztlich durch die etablierten Politiker verhindert. Verlauf und Ergebnisse werden derzeit auf dem Elevate-Festival in Graz diskutiert, von dem Sonja Bettel berichtet. [Ganzer Beitrag]
Als Beispiel für verdeckte Einflussnahme und Lobbyismus wird immer wieder die europäische Gesetzgebung genannt, zuletzt bei der Diskussion der neuen EU-Datenschutzrichtlinie. Matthias Finger zeigt Verlauf, Inhalte und Besonderheiten der Reinrederei bei Gesetzesentwürfen auf. [Ganzer Beitrag]
Was sonst noch geschah...
Marcus Richter versucht dann zu ergründen, ob es wirklich gelingen kann, ein Computerspiel zu schaffen, dass gleichzeitig für erfahrene Spieler und blutige Anfänger gleichermaßen und gleichzeitig geeignet ist. [Ganzer Beitrag]
Abgerundet wird die Sendung mit Medien & Meinungen von Jule Eikmann und Netzmusik von Christian Grasse.
Moderation: Christine Watty und Christian Grasse
Redaktion: Tatjana Brode
Webredaktion: Marcus Richter
Foto: (Ohne Titel) aus dem Set "Human Writes Performance Installation at UN Geneva" von US Mission Geneva unter (CC BY-ND 2.0)-Lizenz.