Sendungsüberblick

Versus - Spielespezial

56:07 Minuten
19.04.2014
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INTRODUCTION Diese Woche will Breitband nur eins: spielen. Und darüber diskutieren, denn in der gerade beendeten International Games Week Berlin zeichneten sich die momentanen Trends der Computerspielszene ab, und eins wurde deutlich: Es geht um Gegensätze. Kleine gegen große Entwickler, beengte Erzählstrukturen gegen offene Spielwelten, wertender gegen erzählenden Journalismus und virtuelle Realität gegen klassische Bildschirme.
INTRODUCTION
Diese Woche will Breitband nur eins: spielen. Und darüber diskutieren, denn in der gerade beendeten International Games Week Berlin zeichneten sich die momentanen Trends der Computerspielszene ab, und eins wurde deutlich: Es geht um Gegensätze. Kleine gegen große Entwickler, beengte Erzählstrukturen gegen offene Spielwelten, wertender gegen erzählenden Journalismus und virtuelle Realität gegen klassische Bildschirme.
LEVEL 1: Virtuelle Realität vs. unendlicher Bildschirm
Auf dem Indie-Festival "A Maze" im Rahmen der International Games Week Berlin war ein relativ kleines Gadget der unbestrittene Star: die Datenbrille Oculus Rift. Einmal aufgesetzt, verspricht sie ihrem Träger, den uralten Traum aller Computerspielenden einzulösen: das Eintauchen in die virtuelle Realität. Auf dem "A Maze" gab es Beispiel hierfür: Neben Blue Bricks Shooter "Superhot" und Erkki Trummals Guillotine-Simulation "Disunion" waren auch sanftere Spiele vertreten, wie etwa Fernando Ramallos musikalischer Videospielraum "Panoramical". Doch neben partiellen Begleiterscheinungen wie Schwindel oder Übelkeit birgt die Datenbrille einen Nachteil: Weder die kürzlich von Facebook gekaufte Oculus Rift, noch Sonys geplante "Morpheus" sind erschwinglich für den durchschnittlichen Spieler. Dennoch liegt die Zukunft des Spielens in der Verschmelzung von Datenbrille und Indie Game, glaubt man dem polnischen Entwickler Sos Sosowski: »Wenn ein Spiel der Virtual Reality zum Durchbruch verhelfen kann, dann wird es ein Indie-Spiel sein.«
LEVEL 2: Indie-Entwickler vs. den Rest der Welt
Mit »Indie Game - The Movie« gibt es sogar einen Film über die Branche, doch die Frage, was Indie in Bezug auf Videospiele eigentlich ist, ist damit noch lange nicht beantwortet. Klar scheint jedoch zu sein, dass sich die Unabhängigkeit vor allem in der breiten Aufmerksamkeit und der damit verbundenen Finanzierung findet - was zugleich problematisch ist. Der niederländische Entwickler Rami Ismael stellte jüngst fest, dass die Bühne der guten Indie-Entwickler längst voll sei, was nun benötigt werde, sei ein Star, um auf das Spiel aufmerksam zu machen. Neben Stars werden auch Finanzierungsmodelle wie Crowdfunding oder staatliche Förderung bemüht, doch während vor allem in Deutschland im Spielbereich eher Technologie denn eine gute Idee gefördert wird, mausert sich Indie zum führenden Businessmodell in der Spielewelt. Hier unter anderem mit dabei: Actionangeln mit »Ridiculous Fishing«, das liebevoll detaillierte Kombinationspuzzle »Threes«, der Dokumententhriller »Papers, Please« und die Rebellion gegen starre Erzählungen »The Stanley Parabel«.
LEVEL 3: Märchenhelden vs. Raumfahrer
In Onlinerollenspielen zählt die Masse: Die meist fantastischen Spielwelten sind maßgeblich geprägt vom Klassiker »World of Warcraft" und kämpfen um möglichst viele Gamer. Das Spiel »The Elder Scrolls Online« baut auf dem bewährten Prinzip des Abonnement-Spielers und ist möglichweise das letzte seiner Art. Wir haben es getestet und stellen es dem Science Fiction-Rollenspiel »EVE Online« gegenüber. Orientierung bietet da dessen Entwickler und CCP-Chef Hilmar Veigar Pétursson, der Anforderungen an ein erfolgreiches Rollenspiel skizziert. Wir gehen der Frage auf den Grund: Was ist die Zukunft des Onlinerollenspiels, des gemeinsamen, digital vernetzten Geschichtenerzählens?
LEVEL 4: Waschmaschinentests vs. Reiseberichte
Im Spiele-Journalismus scheint es zwei Pole zu geben: Einerseits die technische Bewertung, meist in Form von Zahlen, andererseits die Darstellung des subjektiven Empfindens. Journalisten wie die Britin Cara Ellison stellen die Menschen und Ideen hinter den Computerspielen vor und bilden damit einen Gegenentwurf zur klassischen Spielanalyse samt Kaufempfehlung. Die Dokumentation "Super Game Jam" versucht Einblicke in den Entwicklungsprozess zu geben. Über die Möglichkeiten, Computerspiele weniger als technisches Produkt und mehr als kulturelles Medium im Journalismus zu betrachten, wird im finalen Level diskutiert.
CREDITS:
Es testen und diskutieren: Game-Designerin und Illustratorin Nina KielNina Kiel, Spiele-Journalist Dennis Kogel und Marcus Richter, verantwortlich auch für Idee und Redaktion.
Am Online-Controller spielt Miriam Sandabad.
Musik:
Disasterpeace - Adventure (aus "Fez")
Jim Guthrie - Last We Spoke (aus "Indie Game - The Movie")
Jeremy Soul - For Blood, For Glory, For Honor (aus "The Elder Scrolls Online")
CCPGames - Below The Asteroids (aus "EVE Online")
Mega Ran - Stick' Em feat. Jermiside (aus "Monaco")
Foto: "Anna Bashmakova and Oculus Rift" von Sergey Galyonkin, CC BY-SA.20