Medien und Meinungen

Servus Surveillance!

04:28 Minuten
07.09.2013
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Snowden-Dokumente: Geheimdienste knacken verschlüsselte Daten Die neuen Veröffentlichungen von Whistleblower Edward Snowden, die im Guardian und der New York Times veröffentlicht wurden, zeigen auf, wie der britische und der US-Geheimdienst äußerst erfolgreich die Verschlüsselung von Internetkommunikation torpedieren.
Snowden-Dokumente: Geheimdienste knacken verschlüsselte Daten
Die neuen Veröffentlichungen von Whistleblower Edward Snowden, die im Guardian und der New York Times veröffentlicht wurden, zeigen auf, wie der britische und der US-Geheimdienst äußerst erfolgreich die Verschlüsselung von Internetkommunikation torpedieren.
Mit ihren finanziell äußerst üppig ausgestatteten Programmen habe sie sich viel einfallen lassen, private Netzwerke und Verschlüsselungszertifikate zu knacken. Besonders infam: Offenbar schleusen sie vor allem in kommerzielle Verschlüsselungssoftware von vornherein Hintertüren ein oder beeinflussen neue Standards sogar in ihrem Sinne - extra eingebaute Sicherheitslücken ab Werk quasi.
Der Kryptografie- und Internet-Experte Bruce Schneier schreibt dazu in einem Gastkommentar im Guardian: Die US-Regierung hat das Internet und uns verraten. Die NSA hat einen fundamentalen Gesellschaftsvertrag zerstört und das Internet zu einer Überwachungsplattform gemacht. Und er ruft dazu auf, das Netz zurück holen.
Das will auch EU-Justizkommissarin Viviane Reding, nur irgendwie ganz anders. Sie will jetzt ernst machen mit einer europaweiten Datenschutzregelung. Einen Schlüssel für das Lesen chiffrierter Daten zu entwickeln, das will sie schlicht verbieten. Und Großbritannien bei der ganzen Sache außen vor lassen. Die Engländer gibt sie schon verloren, sie würden eh nur mit den Amerikanern zusammen arbeiten, sagte sie am Donnerstag in Berlin.

Wikileaks: Spyfiles#3
In Australien finden heute Parlamentswahlen statt. Mit dabei: Die Wikileaks-Partei. Bis zu 28% sagen Meinungsforscher der Gruppe angesehener Journalisten und Menschenrechtler in manchen Wahlkreisen voraus. Vielleicht hat es im Wahlkampf auch geholfen, dass der Wikileaks-Film diese Woche uraufgeführt wurde (nein, nicht dieser, auch wenn Assanges Wahlkampf mit Fokuhila einfach herrlich ist). Oder dass die Plattform Wikileaks den dritten Teil ihrer »Spyfiles« geleakt hat.
Die Dokumente zeigen, wie rasant der Markt mit Überwachungstechnologie wächst. Und zwar sowohl das technologische Angebot als auch die Nachfrage. Es handelt sich vor allem um Hochglanzbroschüren und anderes Werbematerial, aber auch Lieferabkommen von fast einhundert <i>westlichen</i> Unternehmen, die Überwachungstechnologie verkaufen.
Und zwar offenbar überall hin, ohne viele Fragen zu stellen wofür die Software eingesetzt werden soll. Zum Beispiel auch an repressive Staaten, die damit Aktivisten, Menschenrechtler und Journalisten ausspähen können. Alinda Vermeer von Privacy International, die die Dokumente gemeinsam mit Wikileaks veröffentlicht haben, sagte gegenüber Breitband:
<i>Ein Unternehmen, das Überwachungstechnologie an irgendeine Regierung verkauft, ohne auf ihren Umgang mit Menschenrechten zu achten, darf die Verantwortung für sein Handeln nicht einfach abgeben. Die deutsch-britischen Firmen Gamma und Trovicor haben Dutzende der OECD-Leitlinien für ethisch verantwortungsvolles Handeln gebrochen. </i> Nachdem wir jetzt viel über staatliche Überwachung gesprochen haben, so Alinda Vermeer, ist es jetzt Zeit, sich diejenigen anzugucken, die diese Überwachung erst möglich machen: Die Unternehmen, die die Technologie dafür bereit stellen.

Demonstration »Freiheit statt Angst«

Erwartet werden nach Angaben der Veranstalter rund 30.000 Menschen, die für Freiheit, für Bürgerrechte und gegen Überwachung auf die Straße gehen. Hinter der Demonstration steht ein tatsächlich sehr breites Bündnis aus über 80 Organisationen und Parteien, von der Aids-Hilfe bis zum Verein der Zwiebelfreunde. Sie alle stehen ein für eine demokratische, freie Gesellschaft. Und damit auch für ein freies Internet ohne die Diskriminierung einzelner Inhalte und ohne Zensur. Denn ohne private Räume und ungehinderte Kommunikation, so die Veranstalter, kann eine offene Gesellschaft nicht funktionieren. Den Livestream zur Demo gibt es hier.


Foto: thejuicemediathejuicemedia