Netzmusik

Russische Welten, schwedische Spielereien und schottische Seltsamkeiten

15.10.2016
Diese Woche haben wir viel darüber gehört, wie Putin mit RT Deutsch geradezu propagandistisch in Deutschland arbeitet.
Diese Woche haben wir viel darüber gehört, wie Putin mit RT Deutsch geradezu propagandistisch in Deutschland arbeitet. Da wird es Zeit für mal ganz andere Töne aus dem Riesenreich. Unsere Netzmusik kommt unter anderem vom russischen Netlabel Southern City's Labs und wurde von Jochen Dreier zusammengestellt.
Los geht es mit «notforme!». Das ist das Soloprojekt von Pavel Mokhort, der sonst in der Punkband Six-Pack Sunday singt. Sein im August veröffentlichtes Album «We Were Coalmine Canaries» ist eine Sammlung von Reisenotizen, die er seit 2008 auf seinen Trips durch Russland zusammengetragen hat. Der erste Track auf der Platte ist «Nine Blocks Down The Main».
We Were Coalmine Canaries by notforme!
"Echte Männer retten Katzenbabys", so heißt der nächste Song. Und ob es eine tiefere Bedeutung hinter dieser Feststellung gibt, das weiß der Musiker Lewis Mullen wohl selbst am besten. Der Schotte sucht seinen Angaben nach auf jeden Fall das Bizarre in der Welt, vor allem in Glasgow, findet meist aber nur Tee. «Real men rescue Kittens» ist auf jeden Fall ein schöner Ukulelen-Popsong mit einer eingängigen Liedzeile.
Wyrd and Pretty Things by Lewis Mullen
Aus Linköping in Schweden kommt der nächste Netzmusiker. Er oder vielleicht auch sie, es ist alles sehr anonym gehalten, produziert elektronische Musik, die sich kein bisschen zu ernst nimmt. Veröffentlicht wird passenderweise unter dem Namen «The Fish Who Saved The Planet». Wir hören den Song «Fish», der klingt, als würde man kreuz und quer durch die Level von Jump-and-Run-Games der Neunziger Jahre geworfen werden. Die Verspieltheit erklärt sich vielleicht aus folgender Eigenbeschreibung: "So klingt elektronische Musik, die von einem jungen Jazz-Bassisten produziert wird."
The Fish Who Saved the Planet by The Fish Who Saved the Planet
Die Band Uniform Motion aus Toulouse spielen wir zum ersten Mal. Gerade haben die Creative-Commons-Enthusiasten ein paar Konzerte in Deutschland gegeben und mit ihrem Mix aus Konzert und digitalen Live-Zeichnungen auf Leinwand begeistert. Vor allem aber haben sie dieses Jahr ein sehr gelungenes Album veröffentlicht, das mal an Pavement, manchmal sogar an The Notwist erinnert, aber dabei einen ganz eigenen Stil behält. Wir hören «I don't know a thing» vom Album «5».
5 by Uniform Motion
Die nächste Netzmusik kommt aus Deutschland, aus Leipzig um genau zu sein. Wrackspurts sind eine All-Girl-Band, dessen fünf Mitglieder ihren Sound als nicht sehr mädchenhaft beschreiben. Wer den Grunge der Neunziger live erlebt hat, der wird sich gleich dorthin zurückversetzt fühlen. Im Jahr 2016 wohl am besten in einem der letzten leerstehenden Altbauten in Leipzigs zu genießen. Oder hier bei uns. Wrackspurts mit dem Song «Ants» von ihrem aktuellen Album «Gladow».
GLADOW by WRACKSPURTS
Unsere letzte Netzmusik kommt wieder vom russischen Netlabel Southern City's Labs. Dort wurde auch das Album der Band Scrapple aus Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, veröffentlicht - Musik setzt sich eben über Grenzen und Konflikte hinweg. Der Song "Snakeling" vom Album Apple from the Scrapple ist feiner instrumentaler Shoegaze-Postrock.
Apple From The Scrapple by Scrapple
Playlist:
notforme! - Nine Blocks Down The Main CC BY-NC-SA
Lewis Mullen - Real Men Rescue Kittens CC BY-SA
The Fish Who Saved the Planet - Fish CC BY
Uniform Motion - I Don't Know A Thing CC BY-NC-SA
Wrackspurts - Ants CC BY-NC-ND
Scrapple - Snakeling CC BY-NC-SA
Bild: Russian Dolls von Ronnie Macdonald auf Flickr, CC BY 2.0