Medien und Meinungen

Die Crowd macht Druck

15.11.2014
Die Meldungen der Woche bringt diesmal Vera Linß ins Studio. Und wir beginnen mit Medienpolitik und Barack Obama, der nun eine echte Netzneutralität in den USA gefordert hat.
Die Meldungen der Woche bringt diesmal Vera Linß ins Studio. Und wir beginnen mit Medienpolitik und Barack Obama, der nun eine echte Netzneutralität in den USA gefordert hat. Er hat in dieser Woche die zuständige Regulierungsbehörde FCC aufgefordert, echte Netzneutralität durchzusetzen, und zwar ausnahmslos.
Internetprovidern soll es nicht erlaubt sein, einzelne Dienste schneller durchzuleiten als andere - in den USA ist das derzeit Praxis. Bekannte Videostreamingdienste wie Netflix, Amazon oder YouTube haben spezielle Vereinbarungen mit Providern geschlossen, deren Inhalten werden gegen Geld bevorzugt durchgeleitet.
Damit soll Schluss sein. Doch ob die FCC Obamas Forderungen Folge leistet, ist offen. Gezwungen wäre die FCC dazu, wenn das Internet per Gesetz als Grundversorgung eingestuft würde. Da Obama aber gerade seine Mehrheit im Kongress verloren hat, kann es gut sein, dass seine Pläne zur Netzneutralität dort scheitern. Umgekehrt wäre eine echte Netzneutralität in den USA sicher ein Signal für Europa.
Stichwort Diskussion: Das bringt uns zurück nach Deutschland und direkt in den Lesesalon der Süddeutschen Zeitung. Dort wurde gestern erstmals in einer Tageszeitung eine kollaborative Rezension veröffentlicht. Hundert Leser haben gemeinsam das Buch "Makers" von Chris Anderson besprochen, unter Federführung von Dirk von Gehlen, der bei der "Süddeutschen Zeitung" für Soziale Medien und Innovation zuständig ist.
Von Gehlen beschäftigt sich schon seit Längerem mit der Frage, wie die Digitalisierung die Kulturbranche und die Medien verändert
und welche Geschäftsmodelle daraus erwachsen können. Bislang hat er das theoretisch getan, unter anderem mit dem im vergangenen Jahr erschienenen Buch "Eine neue Version ist verfügbar".
Nun hat er überprüft, ob seine Grundthese auch dem Praxistest standhält: mit hundert Leuten innerhalb von sechs Wochen gemeinsam eine Rezension zu schreiben. Als ganz wichtig stellte sich die Software heraus:

Die Software ist der große Dreh- und Angelpunkt (...). Ich glaube, wenn wir da nicht aufpassen, werden uns die großen Vier aus dem Silicon Valley da einfach Software vor die Nase setzen, auf die wir dann irgendwann angewiesen sind. (...) Es gibt wenig offene Software-Angebote, die tatsächlich einfach für jeden benutzbar sind, ohne dass man sich in die Plattformwelt von Google oder Amazon begibt.
(Dirk von Gehlen)
Von Gehlens Gruppe setzte Software vom Berliner Startup DBOOK ein. Dirk von Gehlen erklärt, wie das funktioniert:
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DOWNLOAD MP3 (0:47 | 1,5MB)
Mit hundert Leuten rezensieren, das sei natürlich ein Mehraufwand, sagt von Gehlen. Aber er lohne sich:
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DOWNLOAD MP3 (1:18 | 2,5MB)
Dieses gelungene Projekt spricht durchaus für die Macht der Crowd. Worauf das auch zutrifft, ist die Tatsache, dass der Instant-Messaging-Dienst What's App jetzt in die Knie gezwungen wurde von den eigenen Usern.
In dieser Woche hatte für riesen Empörung gesorgt, dass What's App automatisch Lesebestätigungen versendet, wenn der Empfänger eine Nachricht gelesen hat. Umgekehrt heißt das, dass man bei What's app nicht verheimlichen kann, wenn man eine Nachricht gelesen hat - bei Threema zum Beispiel geht das.
Eine relevante Anzahl von Usern hat das offenbar gestört und wir sehen jetzt, wozu die Crowd in der Lage ist, wenn sie nur stark genug insistiert. Die blauen Häkchen können nun deaktiviert werden, zumindest in der neuesten Android-Version.

Foto: Mikael Altemark, candy crossing lines auf flickr unter cc-by