Medien und Meinungen

#FreeDeniz, Verfassungsbeschwerde gegen den BND, Emojis auf Facebook

04:59 Minuten
04.03.2017
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Deutschlandweite Autokorsos für die Pressefreiheit Lautstark wurde letzte Woche in vielen deutschen Städten demonstriert: Die Initiative #freedeniz hatte dazu aufgerufen - als Zeichen des Protests für den inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel.
Deutschlandweite Autokorsos für die Pressefreiheit
Lautstark wurde letzte Woche in vielen deutschen Städten demonstriert: Die Initiative #freedeniz hatte dazu aufgerufen - als Zeichen des Protests für den inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel.
Yüzel ist unter mehr oder weniger nebulösen Vorwürfen knapp zwei Wochen gefangen gehalten worden. Erst am Montag wurde die eigentliche Untersuchungshaft verhängt.
Am darauffolgenden Freitag hat der türkische Präsident den Journalisten als deutschen Agenten und kurdischen Aktivisten bezeichnet. In dem Vernehmungsprotokoll wird Deniz Yücel Propaganda für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans, PKK, und für die Gülen-Bewegung vorgeworfen, die von der türkischen Regierung für den Putschversuch im vergangenen Jahr verantwortlich gemacht wird. Außerdem wird er beschuldigt, die Bevölkerung aufzuhetzen.
Die Vorwürfe beziehen sich alle auf Artikel, die der Türkei-Korrespondent für die Welt geschrieben hat. Laut Yücels Anwalt sollen sie sehr schlecht ins Türkische übersetzt worden sein, so dass sie gegen seinen Mandanten verwendet werden konnten.
Viele sind der Meinung, Deniz Yücel habe nur seine Arbeit gemacht. So zum Beispiel der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands Frank Überall:

Ja, er hat ein Interview mit einem Funktionär der PKK gemacht. Aber es gehört zu den Aufgaben von Journalistinnen und Journalisten sich auf allen beteiligten Seiten zu informieren und darüber zu berichten. Das wird in der Türkei strukturell anscheinend mittlerweile anderes gesehen. Ich habe den Eindruck, dass hier ein Klima der Angst geschaffen werden soll, um unliebsame Berichterstattung unmöglich zu machen.

Die Bundesregierung fordert eine umgehende Freilassung von Deniz Yücel. Die Untersuchungshaft sei unverhältnismäßig.
Reporter ohne Grenzen weist darauf hin, dass der Welt-Korrespondent nicht der einzige Journalist ist, der in der Türkei hinter Gittern sitzt. Laut dem Geschäftsführer der Organisation, Christian Mihr, seien es etwa 150:

Wir sollten diese Chance nutzen, wenn wir über Deniz Yücel reden, auch über die anderen zu reden und vor allem die Bundesregierung noch viel stärker unter Druck zu setzen, dass sie auch so deutlich über die anderen Journalisten redet wie über Deniz Yücel.

Verfassungsbeschwerde gegen den BND
Reporter ohne Grenzen kritisiert auch das Verhalten der Bundesrepublik und hat deswegen in dieser Woche Verfassungsbeschwerde eingereicht. Es geht dabei um die Überwachungspraktiken des Bundesnachrichtendienstes. Die Aktivisten werfen dem Geheimdienst vor, den E-Mail-Verkehr der Organisation mit ausländischen Partnern ausgespäht zu haben.
Konkret richtet sich die Beschwerde gegen die sogenannte strategische Fernmeldeaufklärung des BND im Jahr 2013. Reporter ohne Grenzen nimmt an, dass dabei auch die E-Mails der Organisation erfasst wurden.
Facebook-Emojis: "Lieben" ist stärker als "Liken"
Emojis haben Einfluss auf die Meldungen, die einem bei Facebook angezeigt werden: Facebook hat bestätigt, dass die Emojiis mehr zählen als ein einfaches »Like«. Wenn also Nutzer unter einen Post auf das Herzchen klicken oder auf den lachenden oder wütenden Smiley, gewichtet der Facebook-Algorithmus die Meldung stärker und zeigt dem Nutzer zukünftig ähnliche Posts verstärkt an.
Begründung: Ein »Like« klickt sich schneller, als wenn man erst ein passendes Emojii auswählen muss. Die emotionalen Reaktionen könnten Facebook natürlich auch helfen, den Nutzern besser zu analysieren und so Werbung auf ihn abzustimmen.
Meme der Woche
Der Hashtag #wirgegenhomophobie sollte eigentlich immer gelten, hat aber in dieser Woche einen aktuellen Bezug. Dafür hat der Youtuber Mert Eksi gesorgt, der in einem Video ausführlich über seinen Hass gegen Homosexuelle referiert hat.
Darin sagte er unter anderem: »Ich toleriere Schwule einfach nicht. Ich akzeptiere das nicht. Das müsst ihr akzeptieren. Meine Meinung müsst ihr akzeptieren. Aber ich muss nicht akzeptieren, dass einer schwul ist. Nein, ich bin dagegen. Das ist unmenschlich sowas!«
Als Reaktion auf das Video haben viele unter dem Hashtag #wirgegenhomophobie ihre Empörung geteilt oder ein Zeichen gegen Schwulenfeindlichkeit und für Toleranz gesetzt.
Mittlerweile ist das Video gesperrt und Mert Eksi hat den Vertrag mit seinem Vermarkter verloren. Das scheint ihn aber nicht zu kümmern. Schließlich hat er bereits über 700.000 Abonnenten und außerdem freut er sich über die Aufmerksamkeit.
Die Geschichte scheint sich zu wiederholen. Erst letzte Woche haben wir ausführlich hier bei Breitband darüber diskutiert, wie sich eine Gesellschaft entwickelt, die Hassrednern nur die Vermarktungsverträge entziehen kann - die aber trotzdem ihr manchmal millionenfaches Publikum behalten.
Bild: Screenshot der Website freedeniz.de