Medien und Meinungen

Zu wenig Netz, zu wenig Leser, zu wenig Hirn

04:09 Minuten
28.07.2012
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Amokläufer zu wenig im Internet Die Diskussion treibt absurde Blüten: Nach einem Attentat neigen Medienmacher dazu, zunächst die sozialen Netzwerke nach einem Profil des Täters abzusuchen.
Amokläufer zu wenig im Internet
Die Diskussion treibt absurde Blüten: Nach einem Attentat neigen Medienmacher dazu, zunächst die sozialen Netzwerke nach einem Profil des Täters abzusuchen. Dann gibt es gemeinhin Schelte, dass die Tat nicht eher erkannt wurde. Und nun läuft es genau andersherum: Während der Ursachensuche für das Attentat in Denver in der vergangenen Woche bei der Premiere des Batman-Films, hat man nun die Vermutung geäußert, dass der Attentäter zu wenig im Netz unterwegs war - und deshalb gewalttätig geworden ist. Der Täter trieb sich weder bei Twitter noch bei Facebook rum, US-Forscher schließen daraus auf eine mögliche Störung im Sozialverhalten, vielleicht auch eine Depression. Wer nicht in sozialen Netzwerken unterwegs ist, sorgt also für Misstrauen - so das Fazit einer absurden Debatte.

Leistungsschutzzoll doch nur für Suchmaschinen?
Aus einer Präzisierung des Entwurfs für ein Leistungsschutzrecht, die wie schon der Entwurf selber durchgesickert ist, geht hervor, dass dieses ausdrücklich nur für Suchmaschinen gelten soll. Anbieter wie Google oder Yahoo sollen also dafür bezahlen, dass sie auf die Online-Auftritte von Zeitungsverlagen verweisen.
Blogger, die auf ihren Seiten Werbung schalten oder Micropayment-Verfahren nutzen, sollen explizit nicht mehr von den Regelungen erfasst werden, ebenso wenig wie Unternehmen oder Freiberufler, die Presseerzeugnisse auf ihren Webseiten etwa zu Werbezwecken nutzen.
Aus Sicht der Kritiker ein positiver Schritt. Aber Lobbyisten wie Christoph Keese vom Springer-Verlag sind enttäuscht: Der Entwurf sei unakzeptabel, man habe nie eine Verkürzung auf Suchmaschinen vorgeschlagen. Und ganz ehrlich: Wie viel Sinn macht so eine Regelung? Würde sie nicht den Informationsfluss im Netz hemmen? Der Blogger Thomas Knüwer sagt dazu:
»Liebe Verantwortliche bei Google, beugen Sie sich dem Leistungsschutzrecht vorab - und listen Sie sämtliche deutsche Verlage aus. Angesichts der traurigen Qualität vieler Online-Angebote ... wäre dies ein hinnehmbarer Schaden - und ohnehin glauben die Verantwortlichen ja, die Menschen strömten in Paid-Content-Modelle. Also, liebe Googler: Just do it!«
Nach Angaben von heise soll im August dieser Entwurf im Kabinett verabschiedet werden.

Immer weniger Menschen lesen Zeitung
Die Media Analyse Presse, die in dieser Woche veröffentlicht worden ist, hat keine guten Nachrichten für die Zeitungsverleger: Rund 46,8 Millionen Menschen lesen täglich Zeitung, klingt viel, aber im vergangenen Jahr waren es noch anderthalb Millionen Menschen mehr. Besonders drastisch ist der Rückgang bei den Regionalzeitungen, die werden nur noch von 37 Millionen gelesen - könnte auch an der mangelnden Qualität liegen. Denn dass man keine Leser verlieren muss, zeigen die Zeitschriften: Ihre Zahlen bleiben bleibt stabil.

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