"Der Vampyr" an der Komischen Oper Berlin

Dämonisch, sehnsüchtig und nervös

Musiktheater nach Heinrich Marschner in der komischen Oper Berlin
Der Vampyr © Iko Freese / drama-berlin.de
Von Michael Horst · 21.03.2016
Sie ist die romantische Gruseloper schlechthin: "Der Vampyr" von Heinrich Marschner. In 90 pausenlosen Minuten erzählt der Regisseur Antú Romero Nunes an der Komischen Oper Berlin die Geschichte des ruhelosen Blutsaugers.
Heinrich Marschners "Vampyr" von 1828 ist die romantische Gruseloper par excellence. Und die Ruhelosigkeit dieses Vampyrs, das Dämonische, aber auch das Sehnsüchtige hat Marschner mit seiner Musik sehr packend ausgedrückt. Es ist sicher kein Zufall, dass Richard Wagner diese Opern nicht nur selbst dirigiert hat, sondern sich auch viel für seine eigenen Opern abgeschaut hat, vor allem für den "Fliegenden Holländer".
Der erst 32-jährige Regisseur Antú Romero Nunes, derzeit Hausregisseur am Hamburger Thalia-Theater und bereits mit mehreren Musiktheater-Projekten erfolgreich, kürzt den "Vampyr" auf pausenlose 90 Minuten herunter; er streicht die gesprochenen Dialoge sowie diverse Musiknummern ganz und stellt einiges um. Damit aber erweist er dem Stück eigentlich einen guten Dienst, denn er verdichtet es auf seinen gruseligen Kern, auf die Geschichte des Vampyrs, der im Wettlauf gegen die Zeit innerhalb von 24 Stunden drei Bräute ausgesaugt haben muss, weil sonst sein Leben verwirkt ist.
Der Vampyr, Musiktheater nach Heinrich Marschner, Komische Oper Berlin
Der Vampyr© Iko Freese / drama-berlin.de

Musik voll Energie und Feinschliff

Allzu gruselig erzählt Nunes die Story allerdings nicht. Er macht keinerlei Anleihen bei der Stummfilm-Ästhetik, er verzichtet auf technischen Overkill, er protzt auch nicht mit Grusel-Videos. Die fast leere Bühne, farblich sehr suggestiv ausgeleuchtet, wird von einem riesigen violetten Fledermausflügel im Hintergrund dominiert. Natürlich fließt auch eine ganze Menge Blut, aber nie so viel, dass man denken würde, man wäre in einem Splatter Movie gelandet.
Aus dem insgesamt sehr guten, aber nicht erstklassigen Ensemble ragt vor allem Heiko Trinsiger in der Titelrolle des Vampyr heraus. Entscheidender für den musikalischen Erfolg des Abends war jedoch, dass die dämonische Nervosität und Unruhe von Marschners Musik vom Orchester der Komischen Oper unter der Leitung von Antony Hermus, dem früheren Generalmusikdirektor in Dessau, voller Energie und Feinschliff zum Klingen gebracht wurden.
Mehr zum Thema