"Der Traum von jedem Filmemacher"

Moderation: Tom Grote · 22.05.2007
Der Regisseur Robert Thalheim ist auf dem Filmfestival in Cannes mit seinem neuen Film "Am Ende kommen Touristen" vertreten. Darin hat er eigene Erfahrungen während seines Zivildienstes in der Gedenkstätte Auschwitz zu einer Kinogeschichte verarbeitet.
Der 32-Jährige wurde mit seinem Film "Netto" (2005) über eine spannungsreiche Vater-Sohn-Beziehung vor dem Hintergrund des Nachwende-Deutschlands bekannt.

In seinem neuen Film "Am Ende kommen Touristen", in dem es um die NS-Vergangenheit und ihre Spuren bis in die heutige Zeit geht, verliebt sich der 19-jährige Berliner Sven (Alexander Fehling) beim Zivildienst in dem polnischen Städtchen Oswiecim, dem früheren Auschwitz, in die junge Dolmetscherin Ania (Barbara Wysocka). Im Pressetext des X-Verleihs heißt es: "Die ungewohnte Sprache, die fremde Umgebung, die historische Bedeutung des Ortes und die Betreuung des mürrischen KZ-Überlebenden Krzeminski (Ryszard Ronczewski) werden für Sven zur emotionalen Zerreißprobe."

Deutschlandradio Kultur sprach mit Robert Thalheim über seinen Film, der in Cannes in der Reihe "Un certain regard" läuft und am 16. August in die deutschen Kinos kommt. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:

Grote: Mit dem zweiten Film schon in Cannes: Sind Sie jetzt da angekommen, wo Sie immer hinwollten?

Thalheim: Ja, ich kann jetzt meine Karriere eigentlich beenden. (lacht) Naja, es ist der Traum von jedem Filmemacher, seinen Film in Cannes zeigen zu können. Und was ich hier die letzten Tage erlebt habe, ist beeindruckend. (…)

Grote: Wie haben Sie die gestrige Premiere Ihres Films erlebt?

Thalheim: Die drei Stunden davor waren nicht angenehm. Ich habe nur die Gerüchte gehört, wie riesig dieses Kino ist, und dass das Publikum eher kühl sein soll in Cannes und bin wirklich Schweiß gebadet über den Teppich gegangen. (…) Und wenn man dann das Gefühl hat, dass die Leute mitgehen, dann ist das ganz groß! (…) Der Film ist sehr warmherzig aufgenommen worden und es gab einen sehr langen Applaus danach. Das ist ein ganz toller Moment: Da gehen die Scheinwerfer an, während der Abspann läuft, und man wird so beleuchtet – das war für mich und das Team ein ganz berührendes Erlebnis. (…)

Grote: Sie haben Ihren Zivildienst in der Nähe von Auschwitz geleistet – kommt daher die Idee für den Film?

Thalheim: Ja, ich hab ja damals auch dieses normale Leben gehabt. Auf der einen Seite lernt man da Jugendliche kennen und geht in die Disco und auf der anderen Seite wird man ständig mit dieser Vergangenheit konfrontiert, das sind so die alltäglichen Widersprüche aus denen heraus ich eine Geschichte erzählen wollte.

Sie können das vollständige Gespräch für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.