Der Streit um ein Windrad

Von Henry Bernhard · 15.11.2013
Oberhof in Thüringen ist ein Wintersport-Mekka. Der Ort hat eine Skischanze, ein Biathlonstadion, eine Rodelbahn und eine Langlaufhalle. Das kostet – vor allem Strom. Abhilfe könnte schon ein einziges Windrad schaffen. Über dessen Bau wird aber heftig gestritten.
In Oberhof ist es nur eine Treppe, die vom bunten Herbst in den weißen Winter führt. Die Treppe runter, Chipkarte ans Lesegerät halten, schon öffnet sich automatisch eine Tür - und man steht im Schnee. Eine riesige Halle, Fenster in Augenhöhe. Zwei Tunnels gehen rechts ab, einer links. Langläufer rauschen vorbei, meist Männer, zwischen 16 und 80, verschwinden in den Tunnels, tauchen nach Minuten wieder auf. Einige von den jungen sehr flott, angetrieben von einem Trainer, der ihnen auf Tschechisch etwas hinterher ruft. Ein bizarres Bild, wenn man gerade aus der strahlenden Sonne kommt, das gelbe Laub vor Augen.

In der Oberhofer Skihalle ist immer Winter, auch im Sommer.

"Man kann im August hier Ski fahren."

... sagt Lars Völlger, Marketingchef der Oberhofer Skihalle. 65.000 Quadratmeter umbauter Raum, fast zwei Kilometer Loipe für die Skifahrer, bei konstant vier Grad Lufttemperatur - so etwas gibt es in Europa sonst nur in Schweden und Finnland.

"Also, im Wesentlichen ist die Skihalle in Oberhof gebaut worden als Trainingsstätte für den Leistungssport. Und bei der Entwicklung der Idee ist man natürlich auch darauf gekommen, dann die Halle touristisch und für den Breitensport zu nutzen. Insofern hat man dann eine Regelung getroffen, dass es von der Aufteilung her 50/50 Leistungssport/Breitensport ist. Und somit ist die Halle für jeden zugänglich - und das 365 Tage - das ganze Jahr."

Eine kleine Gruppe älterer Herren aus Schwaben macht gerade Pause. Die Männer sehen gut trainiert aus:

"Das ist halt mal 'ne Abwechslung, dass man auch mal das andere kennt. Die Natur - vor allem, wenn es schönes Wetter ist, ist die Natur draußen natürlich das Schönere."

"Das ist ein ganz komisches Gefühl, kommt man sich vor wie im Gefängnis, bloß etwas mehr Auslauf. Aber sonst ist das: Man konzentriert sich auf seine Ski, man konzentriert sich, wie man drauf ist, auf seine körperliche Konstitution, und dann merkt man, was man noch vor dem Winter tun muss. `ne gute Einrichtung, obwohl es von der Umwelt her nicht so arg zu begrüßen ist, wenn im Sommer auch auf Minus vier Grad gekühlt wird. Das ist natürlich von dem Gesichtspunkt nicht so arg umweltfreundlich, aber andererseits fahren dann die Athleten auf die Gletscher hoch, das ist auch nicht viel besser. Und Thüringen ist nun mal `ne Langlauf-Hochburg, Biathlon-Hochburg. Dass man da in der Mitte von Deutschland so eine Halle hat, ist schon sehr schön. Hoffen wir, dass hier weiterhin guter Nachwuchs herkommt."

Die Leistungssportler ziehen vormittags und nachmittags ihre Runden, dazwischen und danach dürfen Amateure laufen, für 14 Euro pro Stunde. Die Profis zahlen nichts, denn für sie und ihr Training ist die Halle vor vier Jahren gebaut worden. Knapp 15 Millionen Euro hat die Skihalle gekostet, die Kühlung verschlingt 600 Euro pro Tag, 230.000 Euro im Jahr. Eine Perversion, findet Anja Siegesmund, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Thüringer Landtag:

"Ich war in diesem denkwürdigen Skitunnel, der 350.000 Euro Energiekosten im Jahr produziert, dafür, dass Skifahrer in einer Tiefgarage - ich hab's als Tiefgarage empfunden - sozusagen Ski fahren können. Und es gibt für dieses Gebäude kein Energiekonzept, das heißt, das gesamte Jahr über wird diese Halle auf Minus vier Grad runtergekühlt. Und als ich den Geschäftsführer gefragt habe, "Können sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren?", sagte er, "Ja. In Österreich schmelzen die Gletscher. Wo sollen denn unsere Skifahrer sonst Ski fahren?" Diese Skihalle wird meines Wissens nicht mit Ökostrom oder irgendeiner Form sauberer Energie versorgt; also dieser Skitunnel hätte niemals gebaut werden dürfen; das ist wirklich eine Katastrophe und einfach eine Steuergeldverschwendung noch und nöcher, dass da sozusagen der größte Kühlschrank Thüringens an so ‘ner Lage permanent runtergekühlt werden muss."

Ganz so hoch, wie Anja Siegesmund behauptet, sind die Stromkosten im Skitunnel nicht, aber 230.000 Euro im Jahr sind auch eine ganze Menge. Ein paar Hundert Meter weiter in Oberhof steht die Rennschlittenbahn, ein knapp anderthalb Kilometer langer Eiskanal mit 15 Kurven. Den Bahnrekord hält immer noch Georg Hackel.

600.000 Euro Stromkosten pro Jahr
Wenn die Ski-Halle der größte Thüringer Kühlschrank ist, dann ist die Rennschlittenbahn der größte offene Kühlschrank. Weithin sind die Aggregate zu hören, die das Eis auf der Bahn von Oktober bis Februar kühlen. Für 200.000 Euro im Jahr - also etwa 1.300 Euro pro Betriebs-Tag. Und die Stromkosten steigen - im kommenden Jahr vermutlich um fünf bis zehn Prozent. Dazu kommt, dass die in Oberhof benachbarten Skischanzen und das Biathlon-Stadion für den Weltcup noch einmal 170.000 Euro für Strom benötigen - vor allem für die Schneekanonen.

Insgesamt ist das Strom für 600.000 Euro. Nun kann man darüber streiten, ob es sinnvoll ist, für Skitunnel, Schneekanonen, Langstreckenflüge und Heizpilze vor Restaurants immer wertvoller und teurer werdende Energie aufzuwenden. Skifahrer, Fernreisende und Rennrodler sehen das natürlich anders. Ebenso der Präsident des Deutschen Bob- und Schlittenverbandes, Andreas Trautvetter. Er hat ganz andere Sorgen:

"Wenn wir die Energiekosten nicht in den Griff bekommen, dann sehe ich dieses Wintersportzentrum für gefährdet an. Mir geht es drum, dass ich jedes Jahr über steigende EEG-Umlage und Netzentgelte ich höhere Energiepreise an den Sportstätten habe. Die gehen nächstes Jahr wieder um 40-50.000 Euro nach oben. Aber Bund und Land geben keinen einzigen zusätzlichen Cent für die Kosten. Das bedeutet, dass Oberhof - oder zukünftig der Zweckverband - die Nutzen der Sportstätten beschränkt, um die Kosten einzuhalten. Und das ist nicht im Sinne des Sports."

Andreas Trautvetter ist Thüringer und als ehemaliger Landesfinanz- und Innen-Minister bekannt für - freundlich formuliert - unorthodoxe Methoden. Der CDU-Mann ist neben seinem sportpolitischen Amt heute nur noch in der Lokalpolitik aktiv und hat vor ein paar Jahren sein grünes, sein ökologisches Herz entdeckt. Er streitet nun für erneuerbare Energie in seiner Heimat Thüringer Wald, auch in Oberhof. Für die Stromfresser auf dem Thüringer-Wald-Kamm hat er eine einfache Lösung: Ein einziges Windrad ...

"Ich hab in Oberhof eine Konzentration von Sportstätten, die zu unterschiedlichen Zeiten sehr viel Energie verbrauchen. Die Skihalle verbraucht die Energie das ganze Jahr über, schwerpunktmäßig in den Sommermonaten. Die Rennrodelbahn verbraucht die Energie vor allem im Winter, wenn es warm ist, durch die Kühlung. Wenn's aber warm ist, funktionieren keine Schneeerzeuger. Das heißt: Wenn's kalt ist, braucht die Rennrodelbahn keine Energie, und dafür laufen die Schneeerzeuger vorne in der Biathlon-Arena. Und dann habe ich in Oberhof daneben noch den Skihang, der im Winter viel Energie braucht, sowohl für die Lifte wie für die Schneeerzeuger. Und ich habe dort eine Konzentration von Energiebedarf, der beträgt allein an den Sportstätten übers ganze Jahr über etwa vier Millionen Kilowattstunden. Und man kann mit einer einzigen Windenergieanlage im Prinzip die Sportstätten komplett mit Strom aus erneuerbaren Ressourcen versorgen."

Der Wald gehört dem Staat
Und hier beginnt das Problem: Thüringen ist zu einem Drittel von Wald bedeckt - gerade im Süden, im Thüringer Wald, wo Andreas Trautvetter Zuhause ist. Auch dort, wo das Windrad stehen soll, nämlich gleich neben den Anlauf der Skischanze, ist Wald, Staatswald, der dem Land Thüringen gehört. Und in diesem Wald wird aus dem lokalen Energieproblem ein Problem der Landespolitik:

"Wir haben bewusst einen Standort ausgesucht, wo erstens ein Turm schon aus dem Wald herausragt - der Anlaufturm der Schanze -, das heißt, dort habe ich schon ein Industriegebäude, was im Wald steht, und die direkte Sichtverbindung nach Oberhof ist durch einen Höhenzug - Schützenberg - so gestaltet, dass ich wahrscheinlich nur vom "Panorama" aus in Oberhof das Windrad sehe. Und da soll kein Windpark entstehen, sondern eine Betriebsstättenanlage für die Sportstätten. So, das ist mein Vorschlag; und der wird momentan zerrieben in einer ideologischen Auseinandersetzung zwischen Minister Reinholz und Minister Machnig. Weil, der eine will flächendeckend den Thüringer Wald verspargeln; und aus diesem Grunde sagt der andere, "So lange ich im Amt bin: Nein!"

Diese Aussage ist etwas verkürzt und teilweise übertrieben. So stimmt es zwar, dass CDU-Landwirtschafts-, Forst- und Umweltminister Jürgen Reinholz kategorisch jedes Windrad in einem Thüringer Wald ablehnt:

"Ja, definitiv!"

Reinholz‘ in inniger Feindschaft verbundener Kabinettskollege, Wirtschaftsminister Matthias Machnig aber, das Alphatier der Thüringer SPD, dagegen - wehrt sich gegen den Vorwurf, die Höhenzüge des Thüringer Waldes komplett verspargeln zu wollen:

"Es soll im Einzelfall gemacht werden! Es soll ja keine flächendeckende Nutzung der Waldgebiete geben; sondern im Einzelfall soll geöffnet werden, da, wo es ökologische und sonstige Vorteil gibt oder zumindest keine Risiken gibt, kann man das machen."

Auch, wenn der Wirtschaftsminister und Windkraft-Fan Machnig differenziert: Für den Forstminister Reinholz ist die Debatte beendet, bevor sie richtig begonnen hat.

"Ich denke, das ist eine Frage des Standpunktes. Und wenn man der Auffassung ist, dass Wald eben nicht nur eine Schutz- und Nutzfunktion hat, sondern auch eine Erholungsfunktion, dann muss man das auch durchsetzen. Und ich kann mir nicht gut vorstellen, dass die Leute hierher kommen, um Urlaub zu machen und laufen über den Rennsteig weg - und dort stehen die Spargel! Also das bezweifle ich sehr stark!"

Geeignete Windrad-Flächen noch nicht ausgeschöpft
Reinholz‘ Argument: Knapp zehn Prozent der Fläche Thüringens seien für Windräder geeignet, genutzt würden aber nur gut 0,2 Prozent, also knapp ein Fünfzigstel der Fläche. Die Windkraft-Freunde sollten also erst mal die geeigneten Flächen nutzen, ehe sie anfangen, den Wald zu verbauen. Wirtschaftsminister Machnig räumt ein:

"Ja, wir haben eindeutig sozusagen Nachholbedarf. Wir haben etwa 950 Megawatt installierte Leistung, das sind etwa 650 Windräder. Und ich glaube, das Potenzial hier in Thüringen ist weitaus höher. Das haben auch alle Studien, die wir dazu gemacht haben, ergeben. Wir kommen in bestimmten Bereichen nicht so voran. Im letzten Jahr sind zum Beispiel mal gerade acht Windanlagen in Thüringen gebaut worden. Wir waren da relativ weit hinten. Im Ländervergleich liegt Thüringen auf Platz 10, was den Windausbau angeht. Und das zeigt: Es gibt noch Möglichkeiten! Vor allem auch deswegen, weil damit natürlich auch regionale Wertschöpfungspotenziale verbunden sind für Bürger, für Kommunen und ähnliches - gerade in strukturschwachen Gebieten."

Womit wir wieder in Oberhof und seinem hohen Strombedarf für den Winter-Leistungssport wären. Minister Reinholz beharrt darauf, den Strom doch anderswo mit Windanlagen zu erzeugen, am besten dort, wo mit Autobahnen oder ICE-Trassen die Landschaft ohnehin schon verschandelt sei. "Schlechtigkeiten bündeln" nennt er das.

Den Strom können man ja dann mit neuen Trassen im Land verteilen. Sein Vorschlag krankt jedoch daran, dass dieser Strom dann, wenn er bei der Oberhofer Rodelbahn ankäme - wie jeder andere Strom - mit Durchleitungsentgelten und EEG-Umlagen belastet, also nicht billiger wäre. Oberhofs Bürgermeister Thomas Schulz, ein gelernter Elektriker, der in der Windkraft-Frage sehr gelassen ist und in Ruhe mit allen Beteiligten über die Fakten sprechen möchte, wird hier deutlich:

"Wenn die Befürworter dieses Windrads recht haben und es sich tatsächlich 200.000 oder 300.000 Euro im Jahr an Einsparungen an Betriebskosten niederschlagen würden, dann würden schlicht und ergreifend mir die Argumente fehlen, dem Steuerzahler zu erklären, "Nö, machen wir trotzdem nicht!" Das würde ich nicht verstehen. Dort laufen keine Touristen. Dort würde auch keiner Anstoß daran nehmen. Aber wie gesagt: Es kommt gar nicht weiter in die Prüfung; es gibt eine abschließende Antwort, und die lautet 'Nein'."

"Aber die Frage ist doch auf dieser Welt: Muss man alles nur für Geld machen? Macht man alles nur, um Geld zu verdienen, in Größenordnungen Geld zu verdienen? Weil: Es gibt keine Veranlassung dafür! Und mit diesen Riesen-Lastern müssen sie ja die Windräder auch irgendwie dahin bringen. Also müssten wieder Bäume fallen - und das muss nicht sein."

Für Energiewende muss man in die Natur eingreifen
Die Grünen-Fraktions-Chefin im Erfurter Landtag, Anja Siegesmund, sieht dem Streit der Minister halb amüsiert, halb genervt zu: Wenn Thüringen sein Klimaziel schaffen wolle, dann müsse die Windkraft-Stromerzeugung in den nächsten sieben Jahren verdoppelt werden.

Und dann müsse man auch mit Kompromissen leben - an den Anblick von Autos in historischen Innenstädten hätten wir uns schließlich auch gewöhnt. Ohne Eingriffe in die Landschaft kämen wir mit der Energiewende nicht voran:

"Ich find's schon spannend, dass immer dann, wenn eine neue Windkraftanlage aufgebaut werden soll, die CDU ihr sogenanntes "grünes Gewissen" entdeckt und sich dann darüber freut, dass ein Rotmilan-Pärchen irgendwo nistet; das finde ich komplett unglaubwürdig. Es geht immer darum, Naturschutz auf der einen, Energiewende auf der anderen Seite zu verbinden. Und wenn Herr Reinholz endlich in die Puschen kommt und endlich was für die Wälder, die geschützt werden müssen, tut - ich nenn‘ mal das Stichwort Biosphärenreservat Südharz -, dann wären wir auch noch einen Schritt weiter. Also: Die Flächen, die wirklich für den Umwelt- und Naturschutz relevant sind, sollen weder durch Windkraft angetastet werden - die sollen sogar noch bessergestellt werden! Auch das fordern wir: Nur, da müsste man sich mal bewegen!"

... und da meldet sich wieder Andreas Trautvetter zu Wort, der CDU-Ex-Minister und Windrad-Verfechter in Oberhof, der mit genuin grünen Argumenten kommt. Er will nicht ...

" ... dort Energie erzeugen, wo ich große Leitungen brauche, oder ist es nicht besser, regionale Energiewirtschaftskreisläufe zu erzeugen, wo ich keine Netze ausbauen muss und wo ich den Strom dort verbrauche, wo ich ihn auch erzeuge?"

Die Oberhofer Sportstätten, der Deutsche Bob- und Schlittenverband, die Stadt Oberhof - sie wollen weiterhin für eine eigene, regenerative Energiequelle streiten. Manche wollen unbedingt ein Windrad, andere fänden auch eine Biogasanlage in Ordnung, wie sie der Forstminister bevorzugt. Nur lokal und zu mittelfristig stabilen, bezahlbaren Preisen soll der Strom für Rodelbahn, Skihalle und Biathlon-Arena erzeugt werden. Der Bürgermeister:

"Ob ein Windrad die Lösung aller Probleme ist, das vermag ich nicht zu sagen. Da gibt es viele Facetten, die man letzten Endes dort betrachten muss. Wem gehört das Netz? Wo speise ich ein? Welche Durchleitegebühren muss ich bezahlen? Ist das Netz überhaupt geeignet, eine gewisse Energie aufzunehmen, die ich dann praktisch einspeisen möchte?"

Andreas Trautvetter, der Mann, der die Diskussion um den Oberhofer Strom in Gang hält, hätte auch mit einer Biogasanlage auf Holz-Basis kein Problem - mit einer Einschränkung:

"Unabhängig von der Weltmarktpreisentwicklung im Holz funktioniert die ganze Sache nur, indem man dann auch einen 20jährigen Liefervertrag zu festen Holzpreisen vereinbart. Das ist sicherlich machbar auf dieser Basis, und natürlich werde ich auch auf die Forstanstalt zugehen und werde mit der Forstanstalt auch diesen Weg besprechen."

Vielleicht wäre das der Weg für die beiden CDU-Männer, doch noch zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen:

"Die Biomasse-Kraftwerke sind sicher am wenigsten auffällig, weil: Für Otto Normalverbraucher sieht das aus wie ein großes Silo. Die Windkraftanlagen, die wir heute haben, mit Flügellängen von 52,50 m, die sind natürlich über große Entfernungen zu sehen und stören auch irgendwo das Landschaftsbild. Für mich ist die Sache definitiv erledigt. Die Ministerpräsidentin hat ein eindeutiges Wort gesprochen - und das gilt."

Verspargeln oder weiter Strom fressen?
Also: Thüringer Wälder sollen frei von Windrädern bleiben. Wirtschaftsminister Machnig dagegen setzt auf den neuen Landesentwicklungsplan, der im kommenden Jahr in Kraft treten wird:

"Wir werden weiße Stangen bekommen! Die Alternative lautet: Wollen wir auf Dauer große Kohlekraftwerke sehen? Wollen wir auf Dauer große Gaskraftwerke sehen? Aus der Kernenergie haben wir uns ja zum Glück verabschiedet. Strom kommt eben nicht aus der Steckdose! Und Windräder sind der kosteneffizienteste Beitrag in den nächsten Jahren, den Anteil von erneuerbarem Strom zu erhöhen. Von daher ist das in gewisser Weise der Lastesel der Erneuerbaren. Und von daher brauchen wir auch einen gezielten Ausbau der Windenergie in den nächsten Jahren, wenn wir unsere Ziele, die wir in Deutschland, aber auch in Thüringen definiert haben, realisieren wollen.

Und wir reden hier von einer Größenordnung in Thüringen von 1 Prozent. 99 Prozent der Landesfläche werden überhaupt nicht betroffen! Manchmal hat man ja den Eindruck, es wäre genau umgekehrt, als sei 99 Prozent ... Das fordert niemand, will niemand, sondern es geht darum, die ökonomischen und ökologischen vernünftigen Potentiale und auch die naturverträglichen Potentiale sozusagen zu "heben" und langfristig eine nachhaltige Energieversorgung aufzubauen."

Der Streit geht also in die nächste Runde. Andreas Trautvetter, der Politikveteran, bleibt aber trotz des finanziellen Drucks auf die Oberhofer Sportstätten gelassen.

"Ich trete momentan auf der Stelle, weil's boykottiert wird in Erfurt. Und wir sind in den Vorbereitungen so weit, dass wir eigentlich innerhalb von 24 Stunden den Hebel umwerfen können. Wenn man heute den Startschuss gibt, braucht man mindestens drei Jahre, eh irgendeine Kilowattstunde erzeugt wird, 'ne!"

Und die Grünen im Landtag schmollen, dass sich die zwei Thüringer Koalitionsparteien CDU und SPD an diesem Thema aufreiben und dabei das Ziel aus den Augen verlieren:

"Im Augenblick steht die Landesregierung beim Ausbau der Windkraft völlig auf der Bremse, eigentlich seit vier Jahren. Und wir kämpfen als Don Quichotte, als Grüne, gegen die sprichwörtlichen Windräder, die die CDU an der Stelle nicht aufstellen will, sondern einfach gegen schlechte Argumente, und sagen, dass im Nutzwald, wo man reingeht und Holz schlägt, um es in irgendeiner Form der Produktion zur Verfügung zu stellen, dass da auch Windräder erlaubt sein müssen. Schauen sie nach Rheinland-Pfalz, schauen sie in andere Länder der Bundesrepublik, wo das möglich ist und wo sich diese Energieform zunutze gemacht wird! Allein der für Thüringen zuständige Minister sieht dieses Potenzial leider nicht."

Und solange sich die Koalitionspartner in Erfurt gegenseitig blockieren, wird die Skihalle in Oberhof, die Rennrodelbahn weiter mit klimaschädlichem Strom gekühlt, auf dass die Spitzensportler und ihr Nachwuchs weiter Wintersport in einer Region treiben können, der durch die Klima-Erwärmung langfristig der Schnee abhanden kommen wird - auch im Winter.