Der Mond in der Literatur

Ein unerlässliches Requisit der Landschaftsromantik

Der Vollmond
Der Mond gehört zu den exzessiv strapazierten Versatzstücken der Naturbeschreibung. Und doch ist er unverwüstlich. © dpa/picture-alliance/Karl-Josef Hildenbrand
Von Joachim Kalka · 27.12.2015
In Kafkas "Prozess" spielt er eine Rolle genauso wie in den Comics der "Peanuts" und bei "Dick & Doof": der Mond. Er kann als Symbol für eine gewisse Stimmung stehen, aber auch Handlungsort werden, wie bei "Tim und Struppi" oder in "Peterchens Mondfahrt". Eine literarische Reise.
Anton Tschechow warnt seinen Bruder 1886 vor einer zu ausführlichen Beschreibung des Mondes in seiner Literatur. Er soll ihn auf keinen Fall groß am Himmel stehen lassen, es genügt, meint Tschechow, wenn eine Flaschenscherbe am Mühlenwehr in der Nacht aufblinkt, da hat man schon die Magie des Mondscheins. Denn der Mond ist längst ein gefährlich abgenutztes Requisit der Landschaftsromantik geworden.
Aber er darf auch nicht fehlen. Erst recht nicht in Comics. Hund Snoopy ist in Charles M. Schulz "Peanuts" noch vor der Nasa zum Mond gereist und auch Tim und Struppi sind bereits Mitte der 1950er Jahre auf diesem Planeten gelandet.
In alten Zeiten ist der Mond eine kühl-liebliche Göttin oder eine der sieben gravitätisch-schicksalhaften Figuren des großen Planetenballetts. Erst die wissenschaftlichen Fortschritte lassen evident werden, dass er leblos ist, leer, unheimlich. Von da an ist das leichenhaft Fahle, das beunruhigend Stumme des Mondes das andere große Register neben seiner schimmernden erotischen Verlockung – das Totenhafte widerspricht dem Eros.