Der Mensch im Monster

Von Susanne Burg · 10.11.2013
Joshua Oppenheimer hat Täter der indonesischen Tötungskommandos überzeugt, ihre mörderischen Aktionen vor der Kamera nachzustellen. Die Männer stehen immer noch in der Mitte der Gesellschaft, obwohl sie in den 1960er-Jahren etwa eine Million Menschen gefoltert und ermordet haben.
In einem gelben Jeep fahren drei ältere Herren mit bunten Hemden durch die Straßen der indonesischen Stadt Medan und zeigen gut gelaunt auf Orte der Vergangenheit. Einer von ihnen erklärt: das eine Haus, da, das habe er immer das Büro des Blutes genannt.

Die drei älteren Herren gehörten nach dem Putsch von General Suharto 1965 zu den paramilitärischen Einheiten, die gegen alle linken Kräfte im Land vorgingen. Eine Million vermeintlicher Kommunisten wurden ermordet, teilweise regelrecht niedergemetztelt.

Die Paramilitärs werden noch heute wie Helden gefeiert. Der Film zeigt einen von ihnen, Anwar Congo, als Gast in einer Talkshow. Die Moderatorin begrüßt ihn mit den Worten, Anwar und seine Freunde hätten ein effizientes System entwickelt, Kommunisten zu eliminieren. Ein humaneres, weniger sadistisches System.

Offen erzählen die Männer von ihren Taten, Anwar Congo stellt für "The Act of Killing” einige der Morde und dieses "effiziente System” nach.

Ein Mann sitzt mit gefesselten Händen auf dem Boden, um seinen Hals ein dünner Draht. Das Ende hält Anwar Congo in der Hand. In einer weißen Hose und grünem gebügelten Hemd lächelt er in die Kamera und sagt, dass er früher natürlich keine weiße Hose getragen habe.

Im Laufe des Filmes kommt die Frage auf, warum sie niemals zur Rechenschaft gezogen wurden für ihre Taten. Die Antwort: Was Kriegsverbrechen sind, das bestimmen die Sieger. Und ich bin ein Sieger.

Mehr auf dradio.de:

Quälende Selbstinszenierung der Mörder
Holocaust-Forscher nennt den Film "The Act of Killing" zwiespältig