Der lyrische Tageskommentar

Herr Schulz, darf ich Sie in Frage stellen?

Martin Schulz zeigt mit beiden Händen "Daumen hoch".
Wird er Bundeskanzler? © imago / ZUMA Press
Von Lene Morgenstern · 15.08.2017
Es ist Wahlkampf, doch das einzige, was wenige Wochen vor der Bundestagswahl in einer heißen Phase steckt, ist das Wetter – scheint es. Lene Morgenstern hat dazu in ihrem lyrischen Tageskommentar ein paar Fragen an SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz.
Herr Schulz, wie geht es Ihnen? Ich bin ein In-Frage-Steller.
Mir geht es gut. Ich bin ja potentieller
Bundeskanzler.
Sie rücken die soziale Gerechtigkeit ins Rampenlicht.
Sie reden von jährlichen 15 Milliarden Entlastung der Mittel- und Unterschicht.
Das zeigt Ihr Faible für den einfachen Steuerzahler.
Ich bin eben ein idealer
Bundeskanzler.
Sie legen Wert darauf, dass sich alle Menschen im Land wohlfühlen.
Sie sagen, Sie könnten sich auch in den "kleinen Mann" hineinfühlen.
Ich war ja auch mal ganz unten, war Buchhändler und Alkoholiker
und jetzt bin ich halt ganz oben und bald Bundeskanzler.
Und was ist mit der Vermögens- und Reichensteuer?
Vermögen tu ich nur eines sicher: ich werde der
Bundeskanzler.
Zur Diskussion der Distinktion von der Union: die Wahlprogramme ähneln sich und man weiß da jetzt nicht: Ist Ihr Programm Fleisch oder Fisch?
Ich werde Bundeskanzler und Merkels Programm ist sozialdemokratisch.
Was hätten Sie eigentlich gegen eine weitere Große Koalition?
Also, das ist keine Illusion.
Unter meiner Führung als Bundeskanzler!
Sie liegen momentan mit statistischen 23% nicht gerade in Führung. Forsa belegt das mit Zahlen.
Zahlen, was sind denn schon Zahlen! Ich bin der Kanzler und der steht über allem!
Herr Schulz, und wenn dann doch die CDU gewinnt, was hilft Ihnen dann? Aspirin?
Nein, dann werde ich Bundeskanzlerin.

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