Der kurze Weltruhm des adligen Opernkomponisten

Von Sabine Fringes · 27.04.2012
Große Sänger wie Erna Berger, Anneliese Rothenberger und Enrico Caruso sangen seine Arien. An die 40 Opern hat Friedrich Freiherr von Flotow komponiert, daneben Kammermusik, Ballette und Lieder. Bekannt von ihm sind heute nur noch zwei seiner Opern.
Musikalisches ABC oder was man beim Anhören der Meister empfinden und sagen soll.

Flotow, Freiherr von: Wird recht mittelmäßig bewertet. Man spreche von ihm mit jener Gleichgültigkeit, wie von einem, den man nur vom Sehen kennt.

Eine Satire aus dem 19. Jahrhundert über Friedrich Freiherr von Flotow, dessen Musik die Zuhörerschaft polarisierte: Während Fachleute und Komponistenkollegen wie Robert Schumann oder Hector Berlioz die Nase über das "modische Produkt" rümpften, ließen sich Publikum wie Sänger Arien wie das Lied von der `Letzten Rose` gern gefallen .

Friedrich Freiherr von Flotow wurde am 27. April 1812 auf dem Rittergut Toitendorf in Mecklenburg geboren. Er hätte die Diplomatenlaufbahn einschlagen sollen, doch gab der Vater, ein ehemaliger Offizier der preußischen Armee, schließlich dem Drängen seines musikalisch begabten Sohns nach. Und so durfte der sechzehnjährige in Begleitung seines Vaters nach Paris ziehen, wo ihn Anton Reicha als Kompositionsschüler unter seine Fittiche nahm. Nach und nach lernte Flotow die Pariser Musikszene kennen, darunter Meyerbeer, Adam, Gounod und Rossini. Von ihnen übernahm er eine leichte Schreibweise und die Maxime, dass Musik vor allem Vergnügen bereiten sollte. "Faire plaisir", wie Daniel Auber formulierte.

Bald schon wurden die ersten Opern von Flotow in Paris aufgeführt, die meisten auf Liebhaberbühnen privater Adelskreise, zwei davon auch an großen Häusern. Musik hoch Doch durchschlagenden Erfolg erzielte er erst durch die Bekanntschaft eines genialen deutschen Librettisten, Friedrich Wilhelm Riese, den er in den 1840er-Jahren kennenlernte:

Im Verlaufe der sehr lebhaften Unterhaltung kamen wir vielfach auf Operntexte zu sprechen. Rieses Behandlung dieses Themas hat mich ungemein angesprochen, und es ist nicht unmöglich, dass ich in ihm einen Kollaborator für Deutschland gefunden habe.

Flotows Gespür war richtig. Mit Riese gelang ihm der eigentliche Durchbruch: Neben "Alessandro Stradella" – eine Oper über eine Episode aus dem Leben des italienischen Sängers und Komponisten - war es vor allem "Martha", die Flotows Ruhm begründen sollte. Kritiker der Wiener Uraufführung im November 1847 lobten das "treffliche Textbuch" mit den vielen "interessanten Verwicklungen und pikanten Situationen".

Mit leichter Hand vertonte Flotow die Verwechslungskomödie über die englische Lady Harriet Durham, die sich in einen vermeintlich einfachen Mann aus dem Volke verliebt – wobei jener sich zum glücklichen Ende – als ein überaus wohlhabender Graf entpuppt. Frische und grazile Rhythmen, eingängige Melodien, ein gewandter Orchestersatz und durchkomponierte Dialoge – sie alle stehen im Dienst von Flotows Ziel eines engen Miteinanders von Handlung und Musik.

Nach der Uraufführung am Wiener Kärntnertortheater war "Martha" bald auf allen europäischen Opernbühnen zu sehen. Doch blieb dies die letzte Zusammenarbeit des Duos Riese und Flotow, denn die beiden trennten sich im Streit. Zum Schaden von Flotow.

In den weiteren gut vierzig Jahren seines Lebens - er starb, siebzigjährig, am 24.1. 1883 - sollte ihm kein weiterer vergleichbarer Erfolg mehr gelingen. – Und auch heute noch sind "Martha" und "Alessandro Stradella" Flotows bekannteste Werke.