Der Diktator von Bagdad

Von Tobias Mayer · 16.07.2009
Die USA stürzten ihn, die USA verhalfen ihm aber auch zur Macht: Vor 30 Jahren wurde Saddam Hussein Präsident des Iraks - unterstützt vom amerikanischen Geheimdienst CIA.
"Saddam ist ein Hundesohn, aber er ist unser Hundesohn", "

telegrafiert der Statthalter der CIA in Bagdad am 16. Juli 1979 nach Washington. Mit Unterstützung des amerikanischen Geheimdienstes erlangt Saddam Hussein als Staatschef die absolute Macht im Irak. Schon 1958 hatte er am Putsch gegen König Faisal II. teilgenommen. Und als sich Ende der 60er-Jahre die Baath-Partei im Irak durchsetzte, begann der unaufhaltsame Aufstieg des Saddam Hussein: Mitglied des Revolutionären Kommandorates, Chef der Staatssicherheit, General der Streitkräfte, Parteivorsitzender. Nach der islamischen Revolution im Nachbarland Iran 1979 scheint den Amerikanern Saddam Hussein nun der richtige Mann, um Ayatollah Khomeini die Stirn zu bieten. Dass ihm zur Machterhaltung jedes Mittel recht ist, ignoriert man. Robert Gates, ehemaliger Direktor der CIA, heute Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten, in einem Interview vor einigen Jahren:

" "Ich glaube nicht, dass es jemals irgendwelche Illusionen über Saddam Hussein gab. Wir wussten von Anfang an, dass dieser Mann die führende Machtposition im Irak erreicht hat und er während einer Kabinettssitzung seinen Revolver zog und seinen Vorgänger erschoss. Das war kein Demokrat, kein Agrarreformer, sondern einfach ein Verbrecher."

Im 1. Golfkrieg gegen Iran wird Saddam Hussein acht Jahre lang von allen Weltmächten militärisch unterstützt. Großzügig schaut der Westen weg, wenn Saddam die eigene Bevölkerung terrorisiert: der Giftgasangriff auf das kurdische Dorf Halabdscha 1988 ist wohl das bekannteste unter den ungezählten Staatsverbrechen des Diktators. Als Saddam Hussein 1990 Kuwait besetzt, ist jedoch das Maß voll, die Amerikaner lassen ihn fallen.

In weitschweifigen Reden verteidigt Saddam ein angeblich historisches Recht des irakischen Volkes auf Kuwait. Und die Rhetorik wird plötzlich islamisch.

Saddam lässt vom irakischen Parlament den "Dschihad", den "Heiligen Krieg", gegen die amerikanischen Truppen ausrufen. Die irakische Flagge bekommt den Zusatz "Allahu akbar", "Gott ist groß". Saddam Hussein präsentiert sich als gläubiger Muslim und fordert vergeblich die Solidarität der Muslime in aller Welt ein. Kurz nach Beginn der "Operation Desert Storm" im Januar 1991 sagt Saddam Hussein in einer dramatischen Rede den noch heute viel zitierten Satz:

"Die große Konfrontation, die Mutter aller Schlachten, hat begonnen - zwischen dem Recht, das mit der Hilfe Gottes siegen wird, und dem Bösen, das mit Gottes Willen zerstört wird."

Die irakischen Truppen werden aus Kuwait verjagt. Saddam Hussein selbst wird jedoch nicht gestürzt. Er gilt zu dieser Zeit immer noch als Garant für eine gewisse Stabilität in der gesamten Region. Spätestens nach dem 11. September 2001 reift jedoch die Ansicht in der Bush-Administration, dass der so genannte "Schurkenstaat" beseitigt werden müsse, weil er mutmaßlich den islamistischen Terrorismus unterstütze und Massenvernichtungswaffen besitze. Dies alles wird nie bewiesen. Im März 2003 marschiert die von den USA geführte "Koalition der Willigen" im Irak ein. Saddam Hussein schlägt seine letzte rhetorische Schlacht.

"Unsere Armee und unser Volk, zeigen Mut und sie zeigen, dass sie den Sieg verdient haben und dass ihnen Gott den Sieg versprochen hat und diesen Sieg unserem Volk auch geben wird."

Die irakische Armee wird vernichtend geschlagen, die Baath-Partei ist entmachtet. Langsam beginnt ein demokratischer Wiederaufbau im Irak, Saddam Hussein wird vor Gericht gestellt. Der Hauptanklagepunkt im Prozess gegen den ehemaligen Diktator ist ein Massaker an Schiiten aus dem Jahr 1982, weil es am einfachsten zu beweisen ist. Im November 2006 verkündet der Vorsitzende Richter das Urteil. Mehrfach wird er dabei von Saddam Hussein unterbrochen.

"Das Gericht verurteilt den Angeklagten Saddam Hussein al-Majid zum Erhängen bis zum Tode wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit."

Bis zuletzt bezeichnet sich Saddam Hussein als Präsident des irakischen Volkes. Am 30. Dezember 2006 wird er hingerichtet.