Der Abtrünnige

Von Susanne Luerweg · 06.10.2009
Clemens und August hießen die Begründer des Textilunternehmens C & A. Seit fünf Jahren beruft sich Alexander Brenninkmeijer, Spross des C & A-Clans, auf die Tradition seiner Ururgroßväter. Er stieg aus dem Familienkonzern aus und gründete sein eigenes Modelabel: Clemens en August.
Mode tritt Kunst. Kunst trifft Mode. Da haben alle was von, auch der C & A-Spross Alexander Brenninkmeijer setzt auf diese Formel.

In puristisch gestalteten Räumlichkeiten von Galerien präsentiert er die Mode seines Labels Clemens en August. An provisorisch hingestellten Garderobenständern. Kein Edelboutiqueflair, sondern schlichte Eleganz prägt die Atmosphäre.

"Ich konzentriere mich über die Galerien und Kunsthäuser auf Leute, die interessiert sind an moderner Kunst, das sind die Leute, die sich das anschauen, da ist die Trefferquote etwas größer, dass sie die Sachen, die wir machen, gut finden."

Die Entwürfe von Alexander Brenninkmeijers Label Clemens en August vergleichen Moderedakteurinnen gerne mit den ehemals in der Kunstszene so begehrten Kleidungsstücken des Österreichers Helmut Lang.

In der Marke Clemens en August finden sich viele Anklänge an den alltagstauglichen Stil Helmut Langs.

"Wir möchten als moderne Marke gelten, gerade was Stoffe angeht und Designdetails. Wir arbeiten gerne mit klassischen Schnitten aus dem Sportbereich mit bestimmten Nahtführungen und Gummizügen."

Klassisch, schlicht und doch elegant, so könnte man die Mode des Labels beschreiben. Die Männerkollektion, die schmal geschnittene Hosen dominieren, spielt bei der Herbst- und Winterkollektion mit dem Thema Seefahrt: übergroße Sturmkragen machen die Mäntel zu echten Hinguckern. Bei den Frauen liegen enge Etui-Röcke in bestechendem Petrol im Trend. Jersey und Baumwolle prägen die tulpenförmigen Tageskleider.

Man merkt dem schlanken, dunkelhaarigen Modemacher an, dass er stolz auf seine Marke ist. Und man sieht es auch. Denn Alexander Brenninkmeijer trägt selbst Clemens en August. Ein graues Hemd zum schwarzen Sakko - alles Stücke aus der aktuellen Kollektion. Das man den 41-Jährigen in neuesten Kreationen seines Labels antrifft, ist eher ungewöhnlich. Normalerweise bedient er sich erst am Ende der Saison.

"Ich trage die Kollektion erst nach dem Verkauf. Die Sachen, die übrig geblieben sind und dann noch in meiner Größe sind, die darf ich dann tragen. Bei diesem Sakko hatten wir aber einen Transportschaden und somit habe ich mir das jetzt raus genommen. Das trage ich jetzt schon seit drei bis vier Tagen."

Alexander Brenninkmeijer hatte eigentlich gar nicht, vor ins Modegeschäft einzusteigen. Er machte, wie die meisten Mitglieder des weit verzeigten C & A-Clans, eine Ausbildung im Konzern und absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaft. Aber irgendwann hatte er keine Lust mehr auf das Familienimperium. 1998 ließ er C & A hinter sich.

"Ich war damals unverheiratet, keine Verpflichtungen, aber doch schon 28 und da habe ich gesagt, wenn, dann muss ich jetzt aussteigen und nicht erst in vier, fünf Jahren."

Inzwischen ist er verheiratet und lebt mit Frau und Kind in München. Seine Frau, ein Ex-Modell, unterstützt ihn bei der Arbeit und präsentiert hin und wieder auch die neuen Damenkollektionen seines Labels.

Alexander Brenninkmeijer kümmert sich vor allem um das Geschäftliche. Ein siebenköpfiges Designerteam fertigt die Entwürfe.

Dem agilen Modeproduzenten ist es wichtig, seine Mode gezielt an den Kunden zu bringen. Sein Credo: Keine Luxusläden, keine Werbung.

"Dadurch, dass ich nie Gesellschafter gewesen bin und bei C & A in der Ausbildung gewesen bin und nie Teilhaber gewesen bin, kann ich nicht sagen, ich habe das Geld, um dieses als Hobby zu betreiben. Ich möchte da meinen eigenen kommerziellen Erfolg haben. Es ist für mich ein finanzielles Risiko, von daher kann ich nicht sagen, ich stecke mal 100.000 Euro in eine Anzeigenkampagne. Das kann ich mir einfach nicht leisten."

Zweimal im Jahr, einmal im Herbst und einmal im Frühling, geht Brenninkmeijer mit seiner neuen Kollektion auf Roadshow; reist mit Kisten und Garderobenständern durch die Lande. So entfallen Kosten für den Zwischenhändler oder den Betrieb eines Ladens.

"Wenn man ein wirklich gutes Produkt hat, sollte man das nicht so in Vordergrund rücken, was Marketing angeht."

Doch auch ohne aggressive Werbung fühlt sich der Mutterkonzern bedroht. Und einige Mitglieder seiner Familie halten ihn für einen Abtrünnigen. Sie sehen in ihm einen Nestbeschmutzer und wehren sich dagegen, dass er das Label Clemens en August benutzt.

"Es ist schon ein bisschen eskaliert. Ich streite mich mit der Familie ein bisschen vor einem Schweizer Gericht, hoffe aber sehr, dass das bald beigelegt wird."