Debatte ums Berliner Olympiastadion

Sportarena oder Fußballbühne?

Blick in den Himmel aus dem Berliner Olympiastadion bei Abenddämmerung
Würde das Berliner Olympiastadion ohne Hertha BSC veröden? © picture-alliance / dpa / Arno Burgi
Von Wolf-Sören Treusch · 02.07.2017
Hertha BSC möchte eine Fussball-Arena haben. Das Olympiastadion könnte umgebaut werden, die Umbaukosten sind allerdings schwer abschätzbar. Einen Neubau auf dem Olympia-Gelände würde Hertha selber finanzieren. Die Stadt stellt sich quer, verweist auf Denkmalschutz. Hertha ist ein wichtiger Mieter.
Eine reine Fußball-Arena soll es sein. Ohne lästige Leichtathletik-Laufbahn, dafür mit hoch aufragenden Tribünen.
"Und ganz wichtig: hundert Prozent privat finanziert."
So wirbt Hertha BSC in einem Imagefilm, der vor drei Monaten der Öffentlichkeit vorgestellt wurde:

Klub-Manager Michael Preetz sagt: der Neubau ist machbar. Und favorisiert dafür das Gelände gleich neben dem Olympiastadion:

"Wir möchten in einer neuen Fußball-Arena spielen, wir möchten es unbedingt in Berlin, und wir möchten es an diesem gelernten, vertrauten Standort, der die Heimat von Hertha BSC ist, das ist unser fester Wunsch."
Weil der Olympiapark unter Denkmalschutz steht, braucht der Klub für seine Pläne die Zustimmung des Berliner Senats. Und der ziert sich – wenigstens der sozialdemokratische Teil des rot-rot-grünen Dreierbündnisses. Nicht nur wegen des Denkmalschutzes, erklärt Innen- und Sportsenator Andreas Geisel, SPD. Auch als Mieter ist Hertha für die Stadt enorm wichtig:

Verluste in Millionenhöhe

"Beim Neubau eines Stadions drohen Berlin Millionenverluste, man kann das in München sehr gut sehen, was mit einem Olympiastadion passiert, wenn es nicht mehr benötigt wird, es verödet, das darf bei uns nicht passieren, ich könnte mir beispielsweise auch einen Umbau des Olympiastadions vorstellen. Um den Anforderungen von Hertha gerecht zu werden. Wir wollen Hertha in Berlin halten, Hertha gehört zu Berlin."
Zu den "Anforderungen" der alten Dame gehört jedoch, dass die blaue Tartanbahn verschwindet. Leichtathletik kann dann im Olympiastadion nicht mehr stattfinden. Zumal auch das Spielfeld abgesenkt werden soll, damit der Unterring verlängert und dadurch deutlich steiler wird.

Hören Sie zum Thema auch unser aktuelles Gespräch mit Gerhard Janetzky, dem Präsidenten des Berliner Leichtathletik-Verbandes:
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Gespannt wartet die Öffentlichkeit nun auf konkrete Konzepte und Finanzierungsvorschläge. Anja Schillhaneck, sportpolitische Sprecherin des kleinen Koalitionspartners Bündnis 90/Die Grünen, fordert endlich einen Masterplan fürs Olympiagelände:

Im Investitionsplänedickicht

"Ich kann mir `nen Umbau, der beinhaltet, dass das Stadion im Prinzip nur noch ein Fußballstadion ist, nicht wirklich gut vorstellen, das sieht natürlich erstmal sehr attraktiv aus, klar, aber man muss sich fragen: ist das das Richtige für das Stadion? Passt das in unser Gesamtberliner Sportkonzept rein?"
"Hände weg vom Olympiastadion", findet Ulrich Zawatka-Gerlach vom Berliner "Tagesspiegel". Der Lokalredakteur kennt sich gut aus im Dickicht Berliner Haushalts- und Investitionspläne:
"Das Problem dabei ist: Es kostet sehr, sehr viel Geld. Der Umbau des Olympiastadions wird momentan, es gibt nur geschätzte Zahlen, zwischen 150 und 180 Millionen Euro, das dürften, wie man Berlin kennt, am Ende 250 Millionen werden, wenn man die Leichtathletik dann aussortiert im Olympiastadion und in den Jahn-Sportpark nach Pankow verlegt, müsste dort das Gelände auch saniert werden, das ist auch geplant, es gibt dafür aber noch keine konkreten Bebauungspläne, auch das würde noch mal mindestens 170 Millionen Euro kosten."
Summa summarum sind das also mindestens 360 Millionen Euro, die bei einem Umbau des Olympiastadions auf den Steuerzahler zukommen würden. Ein Neubau käme Berlin günstiger: den würde Hertha BSC mit Hilfe eines Investors allein bezahlen wollen.

Hören Sie hier unser Nachspiel vom 02. Juli 2017 in voller Länge:
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