David Gelernter: "Gezeiten des Geistes"

Gefühle sind wichtiger als Logik und Verstand

Der Schatten eines Mannes in verzweifelter Haltung wird an eine weiße Wand geworfen, aufgenommen am 01.02.2015 in Dresden (Sachsen).
Wer sind wir? Was passiert mit uns, wenn wir beispielsweise trauern? Der Computer wird das nicht herausfinden, meint der Informatiker David Gelernter © dpa / Thomas Eisenhuth
David Gelernter im Gespräch mit Frank Meyer · 24.02.2016
Der Informatiker und Kulturjournalist David Gelernter legt mit seinem neuen Buch eine Studie über die Natur des menschlichen Geistes vor. Gefahren für uns sieht er vor allem in der um sich greifenden Technisierung.
Wissenschaftler sollten mehr auf Dichter und Schriftsteller hören, meint der US-amerikanische Informatiker und Kulturjournalist David Gelernter. Mit seinem neuen Buch "Gezeiten des Geistes. Die Vermessung unseres Bewusstseins" hat er nicht weniger als eine Studie über die Natur des menschlichen Geistes vorgelegt.
Technisierung und Computerisierung sieht Gelernter mehr als skeptisch, und an die Visionen der Computerwissenschaftler von künstlicher Intelligenz und Maschinen, die dem Menschen ähneln, glaubt er nicht im Entferntesten. Der Computer werde immer nur ein "müder Abklatsch" des Menschen sein können, sagte er im Deutschlandradio Kultur.

"Nur wir wissen, was in uns selber vorgeht"

Gelernter setzt hingegen auf Subjektivität, Gefühle, Träume und einen Geist, der ständig in Bewegung sei. Der Mensch sei viel mehr als nur analytisch und logisch denkend. "Nur wir wissen, was in uns selber vorgeht, das kann man nicht von außen messen", betont er.
Motive, Hoffnungen, Ängste, die innere Gedankenwelt: Das ist nach Gelernter alles nichts für die rationale Wissenschaft. Sondern etwas für Dichter und Schriftsteller, die diese Welt viel besser erfassen könnten.
David Gelernter
David Gelernter© Foto: privat
Durch Technik sieht der Denker hingegen die Bandbreite der sinnlichen Wahrnehmungen reduziert. Seine Studenten wüssten überhaupt nicht mehr, was man aus einer Handschrift lesen könne. "Es wird ein Punkt kommen, wo wir bereuen werden, dass wir so sehr auf Technik gesetzt haben", warnt er.
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