David Bowies Gitarrist Carlos Alomar

"Was immer er hören wollte, habe ich geliefert"

David Bowies Berliner Konzert in der Waldbühne im Jahr 1983: Zu sehen sind Earl Slick, David Bowie, Carmine Rojas, Carlos Alomar, Steve Eslon, Stan Harrison und Frank Simms (v.l.)
Das Konzert in der Waldbühne, Berlin, 1983: Earl Slick, David Bowie, Carmine Rojas, Carlos Alomar, Steve Eslon, Stan Harrison und Frank Simms (v.l.) © imago / Future Image
Carlos Alomar im Gespräch mit Uwe Wohlmacher · 27.09.2017
In den Berliner Hansa-Studios nahm David Bowie mehrere epochale Alben auf. Mit dabei war auch Bowies langjähriger Bandleader und Gitarrist Carlos Alomar. Das erste, woran er sich erinnert, ist die Mauer und die Wachsoldaten direkt vor dem Studio.
Carlos Alomars prägende Erinnerung an West-Berlin hängt unmittelbar mit dem Kalten Krieg zusammen. Der Gitarrist war damals 26 Jahre jung und kam direkt aus dem New Yorker Stadtteil Bronx in das kalte West-Berlin:
"Das Erste, woran ich mich erinnere, ist ein Soldat an der Mauer. Wir waren immer sehr lange im Studio, und irgendwann sagte jemand, kann man mal das Fenster aufmachen und frische Luft reinlassen? Dann wurden die schweren Vorhänge zurückgezogen und wir sahen direkt auf einen Wachturm, der genau gegenüber dem Studio hinter der Mauer stand."
"Das war sehr furchterregend", erinnert sich der 66-jährige Musiker:
"Rechts und links vom Turm liefen zwei Wachsoldaten mit Maschinengewehren. Und der eine drehte sich auf einmal um und sah uns genau an. Hinter ihm war der Todesstreifen und Stacheldraht und im grauen Nebel die Silhouette des düsteren Ostberlin."

"Halt die Klappe und spiel!"

Zu David Bowie entwickelte der Gitarrist eine lebenslange Freundschaft. Bowie wusste, was er an dem Ausnahmemusiker, der sich nie in den Vordergrund drängte, hatte. Für Alomar stellte es kein Problem dar, dass Bowie stets das Heft in der Hand hielt: "Halt die Klappe und spiel'!" war Bowies Vorgabe, erinnert sich Alomar im Tonart Interview.
"Ich hatte eine sehr enge Beziehung zu David Bowie. Ich war sein Bandleader und hatte keine eigenen musikalischen Ansprüche. Was immer er hören wollte, habe ich geliefert. Das ist sicher der Hauptgrund, warum ich so lange dabei war."
Über die historische Dimension der Musik, die er gemeinsam mit David Bowie und anderen ab 1977 aufnahm, ist sich Alomar bewusst. Im Interview warnt er jedoch davor, deren Relevanz zu übertreiben.
"Mit solchen Beurteilungen muss man sehr vorsichtig umgehen", sagte Alomar. Zu ihrer Zeit seien Songs wie Heroes zwar "epochal" gewesen, allerdings müsse man die Musik im Kontext ihrer Zeit betrachten.

Bowie war gut, aber Eno war prägender

Die Jahre in Berlin habe Alomars künstlerischen Werdegang maßgeblich beeinflusst. Die Arbeit mit David Bowie öffnete für ihn die Türen, um mit anderen bedeutenden britischen Musikern zu arbeiten:
"Für mich war der Höhepunkt die Zusammenarbeit mit Brian Eno. Ich bin sehr stolz auf das, was ich mit David Bowie erarbeitet habe, aber die ganze Zusammenarbeit an diesen Platten mit Bowie, Visconti und Eno hat mir Tür zu einer neuen Einstellung zur Musik geöffnet.
Mir wurde bewusst, dass Musik nur auf eine ganz bestimmte Art und Weise gemacht werden kann. Musik wegen ihrer selbst willen, nicht wegen eines Hits für eine Company oder, um gut dazu tanzen zu können. Musik ist der Ausdruck Deiner Seele und die Technologie ist nur ein Hilfsmittel, dies zu erreichen. Das habe ich hier in Berlin gelernt und das markiert den Anfang eines neuen Kapitels in meinem Leben."
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