Das verfolgte Faszinosum

Staub

51:06 Minuten
Auf Instrumenten sammelt sich gerne eine dicke Staubschicht an.
Der lästige Hausstaub ist eine Ansammlung aus organischem und anorganischem Material. © Danita Delimont / imago stock&people
Von Dieter Jandt  · 10.05.2020
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Luft ist niemals wirklich rein. Auch nicht der Boden, auf dem wir stehen. Stets regnet ein unsichtbarer Fall-out auf den Menschen nieder und belegt ihn und seine Umgebung mit einem sanften Film. Der Leidgeplagte kämpft dagegen an. Erfolglos. Der permanente Kampf gegen Staub ist ein wahrer Sisyphosakt.
Ein ständiges Ringen in einer Welt voller farbloser Fäden. Und rutscht man doch so verbissen auf den Knien, bewaffnet mit Staubsauger, Lappen und Handfeger, um in den hintersten Winkel zu gelangen, so wird man doch irgendwann selbst zu Boden sinken und zu Staub zerfallen. Ist dieses frustrierende Säubern also im tiefen Grunde eine zähe Auseinandersetzung mit dem schleichenden Verfall, um ja nicht selbst zu geschlagener Stunde pulverisiert zu werden?
Ein graues Phänomen, um das sich zäh Assoziationen der Vergängnis ranken wie klebrige Spinnweben. Psychologen wie Allergologen raten zur Mäßigung, derweil Staubsaugerindustrie und Allergiker den Staub schier verteufeln.

Dreierpack (1/3)
Staub
Das verfolgte Faszinosum
Von Dieter Jandt

Regie: Uta Reitz
Es sprachen: Margret Gilgenreiner, Thomas Lang, Stefanie Mühle, Heinrich Schmieder
Ton und Technik: Karl-Heinz Stevens und Stefan Vollmicke
Produktion: Dlf 2000
(Teil 2 am 17.5.2020)

Dieter Jandt wurde 1954 in Remscheid geboren und hat dort vieles nicht geschafft. Erich Ribbeck verleidete ihm Mitte der 1960er Jahre als Sportlehrer am Gymnasium den Fußball. Überhaupt lief es in der Schule keinesfalls rund. Das Schreiben schien ihm zunächst wesensfremd, und die Mutter verfasste für ihn manchen Schulaufsatz. Nach der Schule Jobs: Taxi- und Getränkefahrer, LKW-Planen-Aufleger, Bezirksleiter für Zeitungsboten. Dann aber doch erste Schreibversuche. Als Seiteneinsteiger gelangte Dieter Jandt zum Hörfunk, Sparte Feature. Und dann sogleich mit scheinbar trockenen Themen wie "Selbstgespräche" und "Staub". Aber nicht von der Mutter geschrieben. Glück, Neid, Ekel, Ferne, Lärm - mit all diesen scheinbar eher abstrakten Dingen hat sich Jandt in seinen Features befasst: Höchst lebendig und sehr konkret! Und oft mit einer großen Prise Humor und Lebensweisheit.