"Das Hausmädchen"

Von Anke Leweke · 20.04.2011
Eine junge Frau kommt in dem wieder aufgelegten Klassiker aus Südkorea in einen reichen Haushalt. Sie hat eine Affäre mit dem Hausherrn. Der Haushalt wird zum Mikrokosmos einer Gesellschaft. Im Unterschied zum Original zeigt das Remake ihre Sicht auf die Dinge.
Das koreanische Kino liebt die Ausschreitung, den Tabubruch, schreckt vor Gewalt nicht zurück. Doch sucht es nicht den bloßen Effekt, will auch nicht nur schockieren, vielmehr nutzt es den Exzess als Vergrößerungsglas für eine Annäherung an eine angeschlagene, sich selbst entfremdete Gesellschaft.

"Das Hausmädchen" von Im Sang-Soo ist ein Remake des gleichnamigen Klassikers von 1960. Es geht um eine junge Frau namens Eun-yi, die in einen reichen Haushalt kommt und eine Affäre mit dem Hausherrn hat. Ist der Klassiker aus der Perspektive des Mannes gedreht, nimmt das Remake ihre Sicht ein. Beide Filme nehmen jedoch dieselbe Haltung ein, beleuchten repressive Strukturen, zeigen ein rigides Autoritätssystem. Der Haushalt wird zum Mikrokosmos einer Gesellschaft, die noch längst nicht in der Moderne angekommen ist, in der sie nach außen hin lebt.

Vielleicht hat Im Sang-soos "Das Hausmädchen" zu plakativ fotografiert, mögen die Figuren zu stereotyp gezeichnet sein, dennoch entwickelt der Film eine ungeheure Sogwirkung, weil er im Gewand eines Thrillers daher kommt. Als die Ehefrau und ihre Mutter von der Affäre Wind bekommen, auch noch entdecken, dass das Hausmädchen schwanger ist, schmieden sie einen perfiden Plan. Doch Eun-yi wird zurückschlagen. Immer mehr wird der Film zur Groteske, auch zur Groteske auf eine Gesellschaft, die nur in Machtstrukturen denken und handeln kann, in der der Einzelne keine Bedeutung hat, weil der schöne Schein alles ist.

Südkorea 2010, Regie: Im Sang-soo, Hauptdarsteller: 106 Min.

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