Das Feature

Das mobile Objekt der Begierde

Hanno Ehrler · 16.03.2001
Der Bleifuß weckt die schlummernden PS. Das Auto beschleunigt und beschleunigt bis zur Höchstgeschwindigkeit - immer auf der Überholspur. Es locken die Verheißungen: Freiheit, Erfolg und Spaß. Wer Auto fährt, gehört zur Autogesellschaft und ist eben glücklich, will man der Werbung glauben. So wird der Mythos vom Auto als Objekt der Begierde produziert, am besten gestützt von romantischem Streicherklang oder fetzigem Rock. Die Botschaft vom Kraftfahrzeug als perfektem Wesen fegt jeden Zweifel vom Tisch. Unbeachtet oder verdrängt sind Umweltverschmutzung, Lärm, abnehmendes Sozialverhalten auf der Straße, der Tod. Der Mythos Auto zerbröckelt jedoch nicht erst im Licht von Analysen und Statistiken, sondern schon bei ganz einfachen Überlegungen, wie sie sich etwa der Erzähler in Michel Houellebecqs Roman "Ausweitung der Kampfzone" erlaubt: "Seit ich ihn gekauft habe, hat mir mein Peugeot 104 nichts als Ärger beschert: verschiedenste, kaum verständliche Reparaturen, kleine Zusammenstöße. Außerdem, wenn man die Sache genauer betrachtete, fuhr ich ohnehin mit der Metro zur Arbeit. Wozu also dieses Auto?"