Daniel Wetzel zur Zuckerberg-Befragung

"Dieser arme Junge tut mir leid"

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Facebook-Chef Mark Zuckerberg © dpa
Daniel Wetzel im Gespräch mit Dieter Kassel · 23.05.2018
EU-Parlamentarier befragten Facebook-Chef Mark Zuckerberg: War das in Brüssel eine Inszenierung? Wer spielte welche Rolle? Daniel Wetzel vom Theater-Kollektiv Rimini Protokoll sagt: Zuckerberg sei der weltweit größte Algorithmus. Und komplett auf dem Niveau der Politiker.
Für Daniel Wetzel, der sich im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur die Fragestunde mit dem Facebook-Chef angeschaut hat, bleibt dieser Eindruck: kleine, ratlose Politiker - und "Herr Zuckerberg weiß jetzt auch nicht, wie ihm geschehen ist". Der sei wiederum kein gewählter Politiker, sondern "einfach der größte Algorithmus auf der Welt, der jetzt eben mit so Politikern redet - die können abgewählt werden, aber Facebook nicht".
Daniel Wetzel vom Performance-Kollektiv Rimini Protokoll
Der Regisseur Daniel Wetzel vom Performance-Kollektiv Rimini Protokoll© imago

Reden, als würde er die Welt regieren

Dieser Algorithmus habe Interessen, "wie andere Wesen auf diesem Planeten auch", so Wetzel: "Er muss jetzt aber reden, als würde er die Welt regieren. Es gibt einfach mehr Facebook-Nutzer als amerikanische oder europäische Wähler." Im Zentrum steht nach Ansicht des Regisseurs und Autors etwas Ungeklärtes:
"Es ist eben ein Umbruch in der Frage, was öffentlicher Raum ist. Wir nutzen soziale Medien mehr als den öffentlichen Raum, wir erfahren da mehr über die anderen als im öffentlichen Raum, und der Verkehr da ist eben noch recht wild. Ja, und dieser arme Junge, der tut mir richtig leid, aber so, wie er da sitzt, dieser Mann, der eben diesen großen neuen öffentlichen Raum mit erfunden und kreiert hat, der muss da jetzt halt gucken, dass er profitabel bleibt. Dementsprechend spricht er genauso wie diese Politiker."
Und sei "komplett auf deren Niveau" gewesen: mit drei Verbesserungsvorschlägen, die nichts Neues seien - und Floskeln. (bth)
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