Damascus Festival Chamber Players

Auf dem Meer der Klänge

Der syrische Klarinettenspieler Kinan Azmeh.
Der Klarinettist Kinan Azmeh gründete 2008 die Damascus Festival Chamber Players © AFP / Family Album
02.05.2017
An diesem Abend gastieren die Damascus Festival Chamber Players um den Klarinettisten Kinan Azmeh im Pierre Boulez Saal - mit einem Programm mit moderner syrischer Musik sehr unterschiedlicher Art von Komponisten aus zwei Generationen.
Einst gab es ein reiches Musikleben in Syriens Hauptstadt Damaskus. Mit der politischen und wirtschaftlichen Öffnung nach dem Ende der Blockkonfrontation ging auch ein Aufblühen des Kulturlebens einher. Die Gründung des Syrischen Nationalorchesters und später der Nationaloper in den Jahren vor und nach 2000 - vor allem Dank der Intitiative des Komponisten und Dirigenten Solhi al-Wadi - waren Kennzeichen einer hoffnungsfrohen Selbstbestimmung eines selbstbewussten Landes. 2008 war Damaskus sogar die Kulturhauptstadt der Arabischen Welt. Auf dieses Ereignis geht auch die Gründung der Damascus Festival Chamber Players zurück. Der Klarinettist Kinan Azmeh, selbst Damaszener mit Wohnort Harlem/NYC, ist spiritus rector dieser Formation, die aus Musikern aus mehreren arabischen Ländern besteht.
An diesem Abend widmen sich die Festival Players in Quintettbesetzung den Werken zweier Generationen syrischer klassischer Komponisten. Dia Succari (1938-2010) ging von Damaskus aus zum Studium nach Paris und lernte unter anderem bei Olivier Messiaen. Wenige Jahre vor seinem Tod komponierte er für die Festival Players ein Quintett. Seine Musik ist eine gelungene Synthese aus westlicher Moderne, französischer Farbigkeit und authentischer Materialsuche à la Béla Bartók mit einem Schuss nahöstlicher Nostalgie.
Gleichalt wie Succari ist Nouri Iskandar aus Aleppo, einer der wichtigsten Vertreter der Stilistik, die zwischen den Musikwelten vermittelt - die Makamat (Melodiemodi) der orientalischen Musik, die Gesanglichkeit des assyrischen Christentums und Prinzipien der westlichen Moderne finden sich in gleichwertiger Form in seinen Werken. Nouri Iskandar lebt inzwischen in Schweden.
In den USA wohnen Kareem Roustom und Zaid Jabri. Beide haben gleichermaßen Erfolg mit ihrer Musik und dürften die meistgespielten syrischen Komponisten sein. Sie gehören ebenso wie der in Luxemburg lebende Schafi Badreddin der Generation jüngerer Komponisten an, die in den 1970er Jahren geboren wurden.
Zaid Jabri hat im polnischen Krakau studiert - unter anderem bei Krzysztof Penderecki. Er komponiert deutlich avantgardistisch. Sein Werk für Tonband, Klarinette und Streichtrio ist dem Nestor der klassischen syrischen Musikkultur Solhi al-Wadi gewidmet und integriert filigrane Cluster des vorproduzierten Tonbandes in ein fein gesponnenes Netz aus brüchigen Klängen der Klarinette und eines Streichtrios. Auch Kareem Roustom wagt in seiner Musik eine Verbindung aus östlichen und westlichen Musikprinzipien. Für sein "Buhur al-Kamel" hat sich Roustom von den Metren (Buhur, wörtlich "Meere") der klassischen arabischen Dichtkunst anregen lassen.
Erst vor wenigen Wochen hat Kinan Azmeh sein eigenes Werk "The Fence, the Rooftop and the Distant Sea" gemeinsam mit Yo Yo Ma in der Hamburger Elbphilharmonie uraufgeführt.
Schafi Badreddin schließlich ist Dirigent und Komponist und hat auch einen sehr individuellen Stil gefunden. Er verbindet in seinem Quintett, das ebenfalls 2008 für die Festival Players entstand, die mikrotonale Farbigkeit der orientalischen Kunstmusik, die zugängliche Klarheit der Volksmusik mit den Möglichkeiten der avantgardistischen Musik zu einer ganz besonderen Melange.
Live aus dem Pierre-Boulez-Saal Berlin
Kareem Roustom
"Buhur" für Klarinette und Streichtrio
Nouri Iskandar
"Oriental Miniature" für Klarinette und Streichtrio
Zaid Jabri
"In memoriam Solhi aI-Wadi" für Tonband, Klarinette und Streichtrio
ca. 20.50 Uhr Konzertpause
Kinan Azmeh
"The Fence, the Rooftop and the Distant Sea" für Klarinette und Violoncello
Dia Succari
"Quintet Music for Damascus Festival"
Shafi Badreddin
Quintett

Damascus Festival Chamber Players:
Kinan Azmeh, Klarinette und Künstlerische Leitung
MAias Alyamani, Violine
Wissem Ben Ammar, Viola
Hassan Moataz, Violoncello
Rami Khalife, Klavier