Comic "German Calendar No December"

In Nigeria die Weiße, in Deutschland die Schwarze

Birgit Weyhe/Sylvia Ofili: German Calendar No December (Ausschnitt) © Birgit Weyhe/Sylvia Ofili/avant-verlag 2018
Birgit Weyhe/Sylvia Ofili: German Calendar No December (Ausschnitt) © © Birgit Weyhe/Sylvia Ofili/avant-verlag 2018
Birgit Weyheim Gespräch mit Timo Grampes · 13.06.2018
Olivia, die Hauptfigur in dem Comic von Birgit Weyhe und Sylvia Ofili, ist in beiden Ländern Außenseiterin. Weil die Hautfarbe eine so große Rolle spielt, zeichnet Weyhe, anders als sonst, diesmal in Farbe.
Der Comic-Band "German Calendar No December" erzählt die Geschichte eines nigerianisch-deutschen Mädchens, Olivia, die in mindestens zwei Welten lebt. Er ist ein Gemeinschaftsprojekt der nigerianischen Autorin Sylvia Ofili und der Hamburger Comiczeichnerin Birgit Weyhe.
Weyhe sagt im Deutschlandfunk Kultur:
"Olivia ist das Alter Ego von Sylvia Ofili, zumindest im ersten Teil: Kind einer deutschen Mutter und eines nigerianischen Vaters, die sich wahnsinnig aufs Internat freut – was aber nur daran liegt, dass sie zu viel Enid Blyton gelesen hat. Und die Realität, als sie dann nach Lagos ins Internat kommt, ist eine ganz andere."

Rassismus in Lagos und Hamburg

In der zweiten Comic-Hälfte lebt Olivia in Hamburg, jobbt in einem Backshop. Die Hautfarbe spielt immer wieder eine Rolle, nicht nur in Hamburg – sondern auch in Lagos, wie Weyhe betont.
"Im ersten Teil ist es im Prinzip auch eine Studie über Rassismus und Klischees, nur in umgekehrter Reihenfolge. Letztendlich geht es natürlich um Identität, um Zugehörigkeit und kulturelle Codes, aber, ja, in jedem Fall auch um Alltagsrassismus."
Weyhe zeichnet üblicherweise in schwarz-weiß, diesmal aber in Farbe: "Wichtig war eben, die verschiedenen Hautfarben und Nuancen zu zeigen." Es seien zwar nur Nuancen, die Sylvia im Internat von ihren Altersgenossen unterscheiden, und trotzdem werde sie als Weiße wahrgenommen. Und deswegen habe sie sich was einfallen lassen müssen. Sie habe dann einen terracottafarbenen Ton, Orange-Braun, und einen Grün-Ton genommen und die Mischtöne daraus.
"Das Grün steht dann für die ganzen kalten, Hamburger Zeiten und das Terracotta für Nigeria. Und aus diesen Tönen ergeben sich alle Hautfarben."
Ofili habe dann in Hamburg die Farbtöne zugeordnet: "'Das ist der Vater, das ist sie, die Mutter, die anderen Protagonisten'."

Birgit Weyhe/Sylvia Ofili: "German Calendar No December"
Avant-Verlag, Berlin 2018
168 Seiten, 22 Euro

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