Collage von Traumaufzeichnungen

Von Eberhard Spreng · 16.01.2012
Zum 100. Todestag Georg Heyms hat Manfred Karge jetzt Heyms Entwurf zu einem Faust-Drama aus dem Jahr 1911 auf die Bühne gebracht. Das Fragment besteht aus gerade zweieinhalb Seiten und inspirierte Karge zu einem Abend, an dem er auch den Dichter Georg Heym zum Thema macht.
Vor einhundert Jahren, am 16. Januar versank eine der großen literarischen Hoffnungen 24-jährig bei einem Schlittschuhunfall unter dem Eis der Havel. Erst ein Gedichtband, "Der ewige Tag", war gerade erschienen.

Düstere Untergangsvisionen entwarf Heym in seiner Prosa, sie war bevölkert von Irren, Selbstmördern, Blinden, Kranken, Somnambulen, Toten. Über den puren Expressionismus hinaus, den Heym mitbegründete, entwarfen seine bildmächtigen Szenarien Vorahnungen der Katastrophen, die Deutschland im ersten und Zweiten Weltkrieg erleben sollte. Sein berühmtestes Gedicht "Der Krieg" beschwor diese herauf.

Für all dies interessiert sich Manfred Karge auf der kleinen, nach Heyms damaligem Auftrittsort "neopathetischen Kabarett" genannten Bühne im Pavillon des Berliner Ensembles kaum. Ein gerade einmal zweiseitige Heym-Fragment "Faust", eher ein Kurzprotokoll einiger Szenenideen, dient ihm als lockere Stütze bei der Collage von Briefen, Traumaufzeichnungen ...

Ein Korpsstudent döst da hinter leeren Bierkrügen und wird vom lustig rot bepinselten Teufel für eine Spritztour zum Lunapark, in amouröse Verstrickungen und zu einer skurrilen Mythenreise mitgenommen: Buntes, Grelles, lustigen Lautes, aber keine expressionistische Dämonen prägen den kurzen Abend. Ruhm will der junge Student erlangen, da ihm das bei den jungen Weibern bessere Chancen verschaffen soll. Heym privat. Nur darum geht es.

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