Christiane Peitz über das Humboldt-Forum

"Ich glaube, dass es zu viele Chefs gibt"

Auf der Modellkuppel thront das Kreuz, auf der echten noch nicht
Modell des Humbold Forums © imago stock&people
Moderation: Anke Schaefer · 15.08.2017
Ab 2019 sollen im Berliner Humboldt-Forum Kulturschätze aus aller Welt gezeigt werden. Über das Wie wird noch gestritten. Christiane Peitz, Kulturchefin des "Tagesspiegel", wünscht sich: Die Leitung möge in die Hände nur einer kundigen Person gelegt werden, die alles zusammenführt.
Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) hat Zweifel am Ausstellungskonzept des Humboldt-Forums in Berlin geäußert und befürchtet eine Präsentation im Stil alter Völkerkundemuseen, kurz: ein Desaster.
Unser heutige Gast, die Kulturjournalistin Christiane Peitz, kann Lederers Kritik nicht nachvollziehen:
"Er sagt auch: ‚Wir brauchen einen diskursiven Neuanfang.‘ Was ich ein bisschen seltsam finde. Das Ding steht und was hinein soll, ist auch seit langem klar. Jetzt muss man darüber streiten, wie das dann präsentiert werden soll."
Fest stehe, dass das Humboldt-Forum sowohl den Entdeckergeist und die Weltneugier der beiden Namensgeber Wilhelm und Alexander von Humboldt widerspiegeln als auch die dunkle Seite des deutschen Kolonialismus zeigen solle.
Das Problem dabei sei vor allem, dass bei der inhaltlichen Gestaltung "zu viele Chefs" ein Mitspracherecht hätten.
"Ich glaube, dass es zu viele Chefs gibt", sagt Peitz.
Die Kulturjournalistin führt aus: "Es gibt zum einen sehr viele Erwartungen und dann gibt es aber auch wahnsinnig viele Leute, die da mitreden: Es gibt die Museumschefs, die ja für ihre Sammlungen was zu sagen haben und sich überlegen, wie die präsentiert werden. Es gibt die Staatlichen Museen obendrüber. Es gibt die Gründungsintendanz – das sind drei Leute, von denen wird aber keiner (…) später der Hauptintendant sein. Es gibt die Stiftung Humboldt-Forum, die auch wieder um Chefs und Chefinnen hat…"
Christiane Peitz zu Gast bei Studio 9
Christiane Peitz, Leiterin des Kulturressorts beim "Tagesspiegel"© Deutschlandradio - Andreas Buron
Diese Strukturen müssten noch vor der Eröffnung dringend entschlackt werden und zwar so, "dass es eine Person gibt – einen Mann, eine Frau -, der Chef oder Chefin dieses Hauses ist und versucht, das Ganze in eine sinnvolle Bahn zu lenken, die natürlich dann etwas mit Dialog zu tun hat und wo Veranstaltungen, museale Präsentationen, Berlin-Präsentationen zusammenspielen. Und ich würde mich freuen, wenn sich der Kultursenator von Berlin daran beteiligen würde."
Im Übrigen wünsche sie sich für das neue Humboldt-Forum vor allem eines:
"Ich will nicht – mal flapsig gesagt – dass das noch eine Quatschbude mehr in Berlin wird. Sondern ich will, dass (…) das Erbe dieses Orts irgendwie lebendig wird und zum anderen dass das, was wir an außereuropäischen Kunstwerken haben, erzählt wird. Mit all seinen Facetten."

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