"Chinesische Führung will mit Verhaftung Liu Xiaobos ein Exempel statuieren"

10.12.2008
Der Autor Shi Ming, Mitglied des deutschen PEN-Präsidiums, hat die Verhaftung des Leiters des chinesischen PEN-Clubs unabhängiger Schriftsteller, Liu Xiaobo, als Einschüchterungsversuch gewertet.
Die chinesische Regierung wolle wie immer in solchen Situationen ein "abschreckendes Beispiel" aufstellen, sagte Shi Ming im Deutschlandradio Kultur. Der Autor und Bürgerrechtler Liu Xiaobo gelte seit Jahren als führender Kopf der Dissidenten in China. Seine Festnahme am Montagabend sei "eindeutig ein politisches Signal an alle Seiten, auch nach außen".

Den Grund für das Vorgehen der chinesischen Führung sieht Shi Ming in den zunehmenden sozialen Spannungen im Land. Bereits im Sommer habe es eine Meldung gegeben, dass 250 Millionen Menschen arbeitslos seien. Das entspreche einer Quote von 20 bis 25 Prozent. Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise werde die ohnehin vorhandene soziale Krise noch verschärfen.

"Die chinesische Regierung will angesichts der zunehmenden sozialen Konflikte nicht zulassen, dass unter solchen Umständen Schriftsteller oder Journalisten sich wieder zum Sprachrohr der sozial Geschröpften machen." Dies sei offenbar mit dem jüngst veröffentlichten Appell für mehr Demokratie und Freiheit geschehen, zu dessen Mitorganisatoren Liu Xiaobo gehört.

Sie können das vollständige Gespräch mit Shi Ming mindestens bis zum 10.05.2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio