Chicago Footwork

145 bis 160 BPM - das Wichtigste ist die Geschwindigkeit

King Charles und Pause Eddie zeigen Chicago Footwork Basisschritte, Aufnahme von Lil Bit.
King Charles und Pause Eddie zeigen auf Youtube Chicago Footwork Basisschritte. © Lil Bit / Screenshot Youtube
Von Azadê Peşmen · 24.04.2018
Was war zuerst da, Tanzstil oder Musikstil? Chicago Footwork entstand in den 90er-Jahren in der US-Metropole, inzwischen ist er über die US-Grenzen hinaus bekannt. Azadê Peşmen beginnt ihre Suche nach den Ursprüngen bei der Musik.
Eine Bass Kick, eine Snare, Drum Kick, Hi-Hat und ein Sample – in dem Fall ein Audio-Schnipsel mit wenigen Worten – und fertig ist Chicago Footwork Musik. Das dazugehörige Equipment der Footwork-Musik-Produzenten besteht aus einem Sampler, Syntesizer und einer Drummachine.
Das Wichtigste ist und bleibt aber die Geschwindigkeit. Mit 145 bis 160 BPM, also Beats pro Minute, liegt die eher im höheren Bereich. Als Begründer dieses Musikgenres, das an eine Spielart von House-Musik erinnert, gilt RP Boo. Sein Klassiker "Bangin on King Drive" war erstmals auf der Bud Billiken Parade zu hören, dem ältesten Straßenumzug von Afroamerikanern.
"Der Körper passt sich der Musik an, beides geht Hand in Hand"
So beschreibt RP Boo die Beziehung zwischen Tanz und Musik bei Chicago Footwork. Der Körper folgt der Bassdrum, in diesem Fall sind es vor allem die Füße und Beine – Footwork eben. Und das Ganze ist genauso schnell wie die Musik.

Standard-Schritte, die man beherrschen muss

Wie in anderen urbanen Tänzen auch, gibt es auch beim Chicago Footwork Standard-Schritte, die man beherrschen muss: Sie heißen "the holy ghost" oder "dribbles" und werden so schnell getanzt, dass man das Gefühl bekommt, die Videos, die auf Youtube unter Chicago Footwork zu finden sind, werden künstlich beschleunigt. Die Bewegungsabfolge ist aber tatsächlich so schnell, ähnlich wie beim Stepptanz.
"This is King Charles and today we are going to show you how to do the erk and jerk"
King Charles ist einer der derzeit bekanntesten Footwork-Tänzer, nicht nur in seinem Youtube-Tutorial erklärt er die typischen Chicago Footwork-Schritte. Mittlerweile reist er um die ganze Welt, gibt Workshops und bezeichnet sich als Chicago Footwork Botschafter. Musikalisch gilt momentan die Produzentin Jlin als Vorreiterin. Ihr zweites Album "Black Origami" wird als eines der besten Alben aus dem vergangenen Jahr gehandelt.

Kurzdokumentation über Frauen-Crew

Für ihren Song "I Am the Queen" war die Tänzerin Queen Chrystal die Inspirationsquelle. Sie ist eine der Protagonistinnen aus der Kurzdokumentation "God bless the women of Chicago Footwork" vom Onlinemagazin "The Fader". Sie zeigt eine Crew, die ausschließlich aus Frauen besteht: Die Queens of Chicago Footwork. Sie tanzen im Trainingsraum, auf Partys, im Wohnzimmer, überall. Es geht ihnen aber um mehr als "nur" das Tanzen:
"Ich wüsste nicht wo ich wäre, ohne diese Crew. Es ist mehr als nur Footwork, ich kenne diese Girls seit mehr als 20 Jahren. Wir bringen uns gegenseitig nach vorne. Wenn ich etwas Neues lerne, dann zeige ich es euch sofort, hier guck mal!

Am 27. April kann man Jlin auf dem 100 Jahre Beat Festival im Haus der Kulturen der Welt in Berlin hören.

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