Caritas-Präsident Peter Neher über seine Reise nach Syrien

Vier Tage in Homs und Aleppo

Menschen laufen durch die zerstörte Altstadt von Aleppo.
Menschen laufen durch die zerstörte Altstadt von Aleppo. © dpa / picture-alliance
Peter Neher im Gespräch mit Liane von Billerbeck und Hans-Joachim Wiese · 27.03.2018
Zerstörte Städte, fehlende Gesundheitsversorgung, traumatisierte Menschen – auf seiner Reise nach Homs und Aleppo hat der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, sich vor Ort ein Bild gemacht. Die Forderung nach einer Rückkehr von Flüchtlingen nach Syrien lehnt er entschieden ab.
"Wir können nicht wollen, dass diese Menschen in einen sinnlosen Krieg gezogen werden", sagte der Präsident des Deutschen Caritasverbandes Peter Neher Anfang März und lehnte damit die Forderung nach einer Rückkehr von Flüchtlingen nach Syrien entschieden ab. Seit Kriegsbeginn vor sieben Jahren wurden 400.000 Menschen getötet, zwölf Millionen Syrer befinden sich auf der Flucht. Schätzungen zufolge benötigen rund 13 Millionen Menschen in Syrien humanitäre Hilfe.
Um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, ist Peter Neher in der vergangenen Woche mit einer Delegation von Caritas-Vertretern nach Aleppo und Homs gereist.
"Wenn man nach Ost-Aleppo einfährt, ist es erschütternd, wie ganze Stadtteile zerstört sind, zerbombt sind. Es sind meistens Betonbauten, wo dann die Platten irgendwie herunterhängen. Es ist eine sehr bedrückende Gesamtatmosphäre. Gleichzeitig, wenn man dann die Menschen trifft, sind die natürlich unheimlich froh, dass endlich der Bombenhagel aufhört, dass die Heckenschützen nicht mehr schießen."

Rückkehr in eine zerstörte Heimat

"Es kommen Menschen wieder zurück, versuchen möglicherweise ihre Wohnungen wieder herzurichten, was aber nur zum Teil geht. Also, es ist ein Versuch wieder ein Stück Normalität in den Alltag zu bringen. Aber das ist äußerst schwer."
Nicht nur die Häuser der Menschen seien zerstört, auch die Kinder hätten durch die Flucht teilweise jahrelang keine Schule mehr besucht. Die Caritas biete deshalb vor Ort Schulkurse an. Darüber hinaus sei die mangelnde Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln ein großes Problem, das die Caritas mithilfe von Nahrungsmittelgutscheinen zu lösen versuche.
"Man geht davon aus, dass für eine Familie eigentlich umgerechnet 200 US-Dollar im Monat notwendig wären, um die Versorgung zu gewährleisten. Eine Familie verfügt aber in der Regel nicht über mehr als 60 US-Dollar."
(mw)

Mehr zum Thema