Büchner-Preis für Jan Wagner

"Der Name lag in der Luft"

Der Autor Jan Wagner bei einer Lesung in Köln, März 2014
Der Autor Jan Wagner bei einer Lesung in Köln, März 2014 © picture alliance / dpa
Helmut Böttiger im Gespräch mit Frank Meyer · 20.06.2017
Überraschend sei die Wahl Jan Wagners zum Büchner-Preisträger 2017 nicht, meint der Literaturkritiker Helmut Böttiger. Er sei der Lyriker, auf den sich alle einigen könnten, gewissermaßen "der Wunschschwiegersohn der deutschsprachigen Lyrik".
Der Büchner-Preis 2017 geht an den Lyriker Jan Wagner. Das gab die Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstagvormittag bekannt.
Für den Literaturkritiker Helmut Böttiger ist die Entscheidung keine Überraschung, da die Darmstädter Akademie die Lyrik sehr fördere. "Es gibt ja seit etlichen Jahren geradezu einen Lyrik-Boom in Deutschland", sagte Böttiger im Deutschlandfunk Kultur.
"Also, die Lyrik war irgendwann wieder mal dran, das hat man gesehen in den letzten Jahren, und es war nur die Frage, wer. Und Jan Wagner ist auf jeden Fall der Lyriker, auf den sich alle sofort einigen können, der aber auch am wenigsten polarisiert, also, der Name lag eigentlich in der Luft."
Der Literaturkritiker und Schriftsteller Helmut Böttiger.
Der Literaturkritiker und Schriftsteller Helmut Böttiger.© picture alliance / dpa

Der "Wunschschwiegersohn der deutschsprachigen Lyrik"

Nicht ohne Grund sei Wagner der "Wunschschwiegersohn der deutschsprachigen Lyrik" genannt worden. "Jan Wagner steht für die Verbindung von Alt und Neu, und das ist, glaube ich, der Grund, warum er als der zeitgenössische Lyriker jetzt im Moment in noch relativ jungen Jahren hervorgehoben wird." Wagner verbinde Tradition und Formbewusstsein: So spiele er sehr gern mit alten Formen wie dem Sonett, der Sestine oder der Villanelle.
"Er macht auf jeden Fall eine Tiefenbohrung in dem, was an literarischer Überlieferung da ist, und er ist nicht gleichzusetzen mit so einer affirmativen Pop-Poesie, wie sie natürlich im Moment auch sehr im Schwange ist." Gleichzeitig sei er ein typischer Vertreter seiner Generation und der Zeit, in der wir leben, sagte Böttiger über den 45-jährigen Wagner:
"Er bringt schon eine Zeitstimmung, eine Weltwahrnehmung seiner Generation sehr schön auf den Punkt, auch eine Sehnsucht danach, dass es eine Anbindung an die Tradition gibt."
(uko)
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