Buchmesse und Literaturlisten

Sollten wir öfter mal was nicht lesen?

46:32 Minuten
Eine Frau sitzt auf einem Bücherstapel.
Bücher lassen sich auch von ihrer ursprünglichen Bestimmung entfremden. © Unsplash / Gaelle Marcel
Von Christine Watty & Berit Glanz und Johannes Franzen  · 27.05.2021
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Wie viele ungelesene Bücher passen in ein Menschenleben? Wir sprechen mit den Literaturwissenschaftlern Berit Glanz und Johannes Franzen über den Wert des Nichtlesens, das Phänomen der Buch-Scham und kleine Lügen rund um das Kulturgut Buch.
Wahrscheinlich wird zum Thema Bücherlesen mehr geflunkert als bei der Antwort auf die Frage "Wie geht’s dir?" Das fängt schon in der Schule an und geht dann später ungefähr so weiter: "Ja, klar, 'Faust' habe ich gelesen und 'Die Buddenbrooks' sowieso und außerdem eigentlich alles Aktuelle…" – Naja, wir und Sie wissen Bescheid, das kommt nicht immer hin.
Warum aber strengt man sich beim Reden über Literatur oft an, möglichst umfassend gebildet zu scheinen? Welche Rollen spielen Bücherregale (bei den Ü40ern!) immer noch und wieso ist's so schwer, auch mal ratlos und unbelesen rüberzukommen?
Wer kann sich all das merken?
Wir reden anlässlich der Leipziger Buchmesse über das Nichtlesen, über Ehrlichkeit im Literatur-Gespräch, über eingebildete Bildung und angestrengtes Durcharbeiten von zähen Büchern. Es geht um Literaturlisten oder Kanons, und vor allem eben darum, auch einfach mal was nicht gelesen zu haben, denn die Frage ist ja auch: Ab wann gilt denn ein Buch überhaupt als gelesen? Was ist denn mit all den verstaubten Buchinhalten in unseren Köpfen, die wir nie mehr reproduzieren könnten im Gespräch? Im Kulturpodcast zumindest stellen wir fest: Oft merkt man sich nicht sehr lange das, was man da alles durchgeblättert hat.

Lesen als Beruf

Nichtlesen im beruflichen Kontext ist ebenso ein Thema wie auch das Elitäre an mancher Lesediskussion und die dazugehörigen Zugänglichkeitsfragen des Feuilletons. Und dann ist noch etwas besprechenswert: Die Kooperation von Lakonisch Elegant mit 54books – das Podcast-Feuilleton trifft sich mit dem Netzfeuilleton ab jetzt an jedem letzten Donnerstag im Monat. Fürs Reden über Bücher und andere Kulturthemen und nach der Auftaktfolge auch mit Platz für unterschiedliche auch mal neue Gäste aus der Kulturwelt.
Ach so: Wir haben noch Fragen an Sie – zu finden auf den Social-Media-Kanälen von Deutschlandfunk Kultur und von 54books: Welches Buch sollte man in Ihrem Umfeld gelesen haben? Und für welches Buch, das Sie gern gelesen haben, schämen Sie sich ein bisschen – kennen Sie also die "Buch-Scham"?