Briefe

In herzlicher Verehrung

Eine Briefmarke der Royal Mail zeigt das Cover des Beatles-Albums "Revolver".
Eine Briefmarke der Royal Mail zeigt das Cover des Beatles-Albums "Revolver". © picture alliance / dpa / Royal Mail
Von Oliver Schwesig · 04.02.2018
Briefeschreiben ist ziemlich aus der Mode gekommen. Elektronische Briefe und Nachrichten zu verschicken geht schließlich schneller und ist billiger. Dennoch werden immer noch Briefe geschrieben. Eine Kulturpraxis, die es lohnt zu bewahren.
"Für den gestrigen reichen Abend noch einmal vielen Dank." So begann der erste Brief Thomas Mann an Adorno, geschrieben am 5. Oktober 1943 im kalifornischen Exil.
Es ist nicht nur die Freude an geschliffener Sprache, die das Briefschreiben und -lesen so faszinierend macht. Es ist auch die Freude an geschliffenem Schreiben. Wenn man es aufwändiger mag, mit Tinte und breiter Feder, dann ist Briefeschreiben ein zutiefst ästhetischer, künstlerischer Akt. Etwas Meditatives. Eine Kulturpraxis, für die man sich im Wortsinne "hinsetzen" muss. Fast sowas wie ein Handwerk.
Gerade weil man sich soviel Mühe geben will, fordert ein geschriebener Brief den Schreiber auch heraus. Wie schnell ist eine WhatsApp-Nachricht getippt, eine SMS, eine E-Mail ohne Begrüßung und Verabschiedung! Jeden Tag machen wir es und weil es eben nicht herausfordert, wie ein Brief, ist es so belanglos. Briefeschreiben ist physisches Schreiben.
Das Verfassen von Brieftexten ist etwas Persönliches, Intimes. Herrlich, jede Handschrift ist einmalig und muss nicht über ein Menü ausgewählt werden. Genau aus diesen Gründen sind im digitalen Zeitalter Briefe wahrscheinlich auch nicht totzukriegen, bzw. waren sie es durch keine publizistische Revolution bisher. Mit anderen Worten: In Zeiten der vereinheitlichten elektronischen Schrift und Sprache ist das Schreiben von Briefen die wahre Revolution. Es ist Punk!

Musikalische Histörchen

Die Sängerin Dionne Warwick schwärmte über Karen Carpenter: "Am Tag als du geboren wurdest, kamen die Engel zusammen, um einen Traum wahr zu machen… Karen Carpenter mit der engelsgleichen Stimme… oder mit einer Stimme wie brennendes Holz."
Als die Sängerin und Schlagzeugerin am 4. Februar 1983 starb, stand nach der Autopsie auf ihrem Totenschein: Ungleichgewicht verbunden mit Anorexia Nervosa (Magersucht). 32 Jahre alt wurde Karen Carpenter, die zusammen mit ihrem Bruder Richard als Duo "The Carpenters" in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Hitparaden stürmte. Acht Jahre vor ihrem Tod wählten sie die Leser des amerikanischen Magazins "Playboy" zur besten Rock-Schlagzeugerin des Jahres, das war 1975. Aber als solche ist sie wohl nur wenigen in Erinnerung. Rock ist allerdings auch eine merkwürdige Beschreibung für die Musik, die Karen und Richard machten. Sie waren die Verkörperung des amerikanischen Traums, auf der einen Seite. Die Songs waren heile Welt, federleicht und eingängig wie ein Zäpfchen. Die dunklen Schatten des Duos aber sahen die Fans – erst einmal – nicht. Das Wort "Magersucht" machte die Runde, meist aber nur hinter vorgehaltener Hand. Ihr Bruder Richard unterzog sich 1976 einer Entziehungskur – er hatte endlich die Nase voll von all den Tabletten, die ihm zur Ruhe verhelfen sollten.
Ende der 70er Jahre versuchte sich Karen Carpenter solistisch, doch das Album wurde nie veröffentlicht. Sowenig Karen Solo-Ausflug glückte, so glücklich war dann wenigstens der Comeback-Versuch Anfang der 80er. Weniger Glück hatte unsere Dame mit der Gesundheit. Schon Ende der 70er redete man von Magersucht und dem Kampf dagegen, nun 1983 ging es endgültig bergab. Am 4. Februar wurde sie bewusstlos im elterlichen Haus gefunden. Noch am selben Tag starb sie an den Folgen eines Herzinfarkts.

Rätsel: Wer hat hier gedichtet?

Auflösung: Wolfgang Borchert

Brillant oder Bullshit!? Das Wochenchaos
#5-2018 Überzeugungstäter

Arthur Ahmed Wagner ist ein echter Vier-in-Eins-Überzeugungstäter: Atheist, Christ, Nationalist, Muslim. In der AfD lieben sie ihn. Und er gibt ihnen gute Ratschläge: Schaltet mal das Gehirn ein. Ob's hilft?

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