Breitband Spezial

Altes Netz, neues Glück?

Ein Pflanzenkeim wächst aus sandigem Boden.
Neues ist überall da möglich wo es Altes gibt. © Photo von Evan Kirby auf Unsplash.
23.12.2017
Die Weihnachtszeit ist nicht nur verbunden mit vielen neuen Dingen in den Haushalten, sondern eben auch mit dem Ende des alten und dem Anfang eines neuen Jahres. Die perfekte Zeit also, sich mit dem Neuen an sich zu beschäftigen.
Selbst wenn der Begriff "Neuland" noch 2013 von Angela Merkel geprägt wurde, so ist das Netz doch schon lange kein gerade erst entdeckter Kontinent mehr, auf dem sich die ersten Siedler durch die Wildnis schlagen. Längst ist es zu einem strukturierten Land mit Straßen und großen Städten, Unternehmen und vielen, vielen mündigen Bügern gewachsen. Aber es hat auch noch eine Menge Probleme. Als wäre es noch nicht ganz erwachsen geworden - oder vielleicht zu schnell gewachsen?

Dass sich eine Technologie durchgesetzt hat, bedeutet eben nicht, dass die Gesellschaft genau so schnell hinterherkommt. Fake News und Hass, Scams und Hacks, verlorene Privatsphäre und Dauerüberwachung: Viele der neuen Phänomene sind keineswegs erfreulich.

Neuigkeiten-Dauerfeuer

In diesem Breitband-Spezial beschäftigen sich Christian Conradi und Jochen Dreier unter anderem mit Push-Nachrichten. Die sind zwar technisch nicht neu, aber verzeichneten dieses Jahr ein immenses Wachstum. Das US-Magazin Slate hat gleich einen ganzen Jahresrückblick in Form von Push-Nachrichten veröffentlicht. Machen uns die ständigen Neuigkeiten nervös oder finden wir langsam einen Umgang mit dem Informationsdauerfeuer? Der Journalist und Gründer Martin Hoffmann denkt seit längerem über diese Form von Updates nach und gibt Antworten.

Alt und Neu zugleich: Der Newsletter

Ein eigentlich uraltes Netzphänomen ist auch der Newsletter: Eine Erfindung der frühen neunziger Jahre, die dann wieder in Vergessenheit geriet, weil sie meist nur zu Werbezwecken missbraucht wurde. Doch die Nachrichten per elektronischem Brief haben in den letzten Jahren eine Renaissaince erlebt. Und ganz nebenbei in Berlin eine neue Art von Lokal-Journalisten erschaffen – den Bezirks-Newsletter-Reporter. Einer von ihnen ist Robert Klages, der uns auf einen Rundgang durch Berlin-Lichtenberg mitgenommen hat.
Dass Altes wieder zu Neuem werden kann, zeigt das Netz nicht nur beim Newsletter besonders deutlich. Nicht nur Moden, Serien oder Musik aus vergangenen Zeiten erhalten durch das Welt-Archiv erneute Aufmerksamkeit, auch Nachrichten von früher sind einfacher in Bezug zu heutigen zu setzen. Das ist das Hobby von Joachim Telgenbüscher, Journalist und Historiker bei GEO Epoche. Er hat den Twitter-Account "Verrückte Geschichte" erstellt, auf dem er historische Fakten in Bezug zu Gegenwart sammelt.

Ein Land geht Online

Die Gegenwart von Myanmar ist eine im stetigen Wandel. Nach der Öffnung des Landes 2011 durchlebt es einen rasanten Aufschwung, der sich vor allem auch in der Kommunikation zeigt. Ein vormals völlig abgeschnittene Bevölkerung geht plötzlich online und überspringt jahrzehntelange langsame Entwicklung. Wie die Menschen mit den neuen Möglichkeiten umgehen, wie es die Gesellschaft verändert und ob der Blick dorthin sogar eine Art Fenster in die Zukunft ist, darüber sprechen wir mit Mandy Fox, Forscherin am Lehrstuhl für Südostasienstudien der Universität Passau mit Schwerpunkt Myanmar.

Neuer Zauber

Zu guter Letzt besucht Christian Conradi ein zauberhaftes Geschäft in Berlin-Neukölln, das sich mit langer Tradition schmücken kann. Den "Zauberkönig" gibt es seit 130 Jahren. Seit 1884 hat er alle (Ver-)Wandlungen der Geschichte überstanden – ohne sich groß zu verändern. Vielleicht war das nur mit Magie möglich? Seit kurzem ist auch der Zauberkönig im Internet vertreten. Ob und wann Tradition sich weiterentwickeln muss und sich dem Neuen nicht mehr widersetzen kann, darüber geben die zwei Besitzerinnen Auskunft – natürlich nicht ohne die ein oder andere Zauberei.
Die Musik der Sendung kommt vom neuen Album des Elektro Duos A.M. Architect. (CC BY-NC-ND)
Redaktion: Jana Wuttke
Moderation: Christian Conradi und Jochen Dreier