Breitband Sendungsüberblick

Mit Solidarität gegen rechte Shitstorms

57:03 Minuten
Portrait von Tom Buhrow.
WDR-Intendant Tom Buhrow hat das Video "Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau" als Fehler bezeichnet und sich dafür entschuldigt. © picture alliance / dpa / Oliver Berg
Mit Vera Linß und Martin Böttcher · 04.01.2020
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Ein von rechts organisierter Prosteststurm hat eine Medienanstalt zu einer Entschuldigung genötigt – teils mit Drohungen. Mal wieder. Wie sollte man darauf reagieren? Außerdem: Die Makerin Helen Leigh.
Erst die "Umweltsau"-Kontroverse im WDR und dann der offene Brief von Richard Gutjahr an den Bayerischen Rundfunk: Diese Woche sahen sich zwei öffentlich-rechtliche Medienanstalten Anschuldigungen ausgesetzt, gegenüber rechten Shitstorms kapituliert zu haben. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Kritiker mangelnde Kompetenz im Umgang mit Dynamiken in sozialen Netzwerken bemängeln.
Doch was wäre ein besserer Weg? Welche Fähigkeiten müssen erarbeitet, welche Strategien gefunden werden, um solche Debakel zukünftig zu vermeiden? Das klären wir im Gespräch mit Samira El Ouassil, Autorin, Schauspielerin und Journalistin.

"Ich will, dass es boing macht!"

Auf dem Chaos Communication-Congress gab es viele schillernde Persönlichkeiten. Die Hardware-Hackerin Helen Leigh ist eine von ihnen. Mit ihrer Arbeit bricht sie die Grenzen des traditionellen Technologieverständnisses auf. Anna Loll stellt die Wahlberlinerin vor.

Medien & Meinungen

Was bringt die nächste Dekade?

Die 2010er Jahre wurden vor allem durch Smartphones und soziale Netzwerke geprägt. Doch was werden die großen Themen der neuen Dekade sein? Die Breitband-Redaktion hat sich an Prognosen gewagt.
Bettina Conradi: "Ich glaube, es gibt eine Herausforderung, die uns in den Zwanzigern wirklich noch intensivst beschäftigen wird. Und zwar der Umgang mit dieser superschnellen Mobilisierung durch das rechte Spektrum. Nicht in die Fallen ihrer Aufmerksamkeitsökonomie zu tappen zum Beispiel. Für viele wird das bestimmt auch heißen, den eigenen Reflex wirklich beherrschen zu lernen und nicht für den Stimmenfang auf diese Züge aufzuspringen."
Jochen Dreier: "Ich glaube, dass wir in den nächsten zehn Jahren keine große Veränderung der Geräte, die wir täglich nutzen, sehen werden. Wir werden immer noch eine Art Smartphone haben und nicht alles über Sprachassistenten machen. Vielleicht ist das aber auch nur eine Hoffnung, weil ich finde, dass Sprachassistenten uns noch weniger die Chance geben zu verstehen, wie eigentlich die Algorithmen funktionieren und welche Macht die großen Konzerne haben. Und als Science-Fiction-Fan würde ich sagen: First Contact 2028."
Nora Gohlke: "Ich glaube, dass die sozialen Netzwerke noch stärker unterscheiden werden in ganz private, teils private und öffentliche Kommunikation. Also, dass man als Nutzer noch öfter, noch stärker die Auswahl hat, wem man seine Inhalte denn eigentlich zeigen will. Der Trend geht also weiter in Richtung privat."
Dennis Kogel: "Ich glaube 2020 wird das Jahr der Anbiederung. Also ich glaube, Tech-Unternehmen werden die Sprache der Tech-Kritiker übernehmen und sie comodifizieren und dann in bedeutungslose Werbeversprechen verwandeln, um uns Nutzerinnen und Nutzer dann davon zu überzeugen, dass es uns im Gegenteil sehr gut tut, ganz viel Zeit auf Instagram, Facebook, Twitter oder TikTok zu verbringen."
Marcus Richter: "Ich glaube, zwei Dinge für die nächste Dekade: Es wird immer noch analoges, terrestrisches Radio geben und Radio wird als Massenmedium trotzdem von algorithmisch zusammengestellten Wort- und Musikstreams abgelöst."
Teresa Sickert: "Ich glaube, der nächste große Trend für die kommende Dekade verfestigt sich gerade schon in den Köpfen der Menschen. Es geht um die Transformation zur Nachhaltigkeit. Die größte Herausforderung wird sein, wie digitale Technologien umweltfreundlicher gestaltet werden können. Denn sie machen ja momentan einen großen Teil unseres Energiebedarfs aus und ich glaube, da werden ein paar Geschäftsmodelle wie zum Beispiel Streamingdienste auf den Prüfstand gestellt werden müssen."
Hagen Terschüren: "Radiosender werden aufhören, sich neue Sendungen als richtige Radiosendungen zu planen. Alles wird zuerst als Podcast gedacht werden und erst danach geschaut, wie es ins lineare Programm integriert werden kann."

Netzmusik

Das Team

Moderation: Vera Linß und Martin Böttcher
Redaktion: Hagen Terschüren, Marcus Richter, und Jana Wuttke
Porträt: Anna Loll
Medien und Meinungen: Dennis Kogel
Netzmusik: Teresa Sickert
Webredaktion: Hagen Terschüren
(hte)
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