Breitband Sendungsüberblick

Freiheit oder Privatsphäre

45:32 Minuten
Illustration eines nackten Mannes, im Internet zur Schau gestellt.
Überwachung unter gleichzeitiger Beachtung von Datenschutzaspekten - das geht schlecht zusammen. In der Coronakrise vwird es trotzdem versucht. © imago/Ikon Images/Patrick George
Mit Martin Böttcher · 04.04.2020
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Die Corona-Krise hat viele Facetten. Diese Woche sprechen wir über das Potenzial von Überwachung, fehlgeleiteten Technikglauben im Silicon Valley und über ein Spiel, das Hoffnung in tristen Zeiten verbreitet.
Im Zuge der Coronakrise ist weiterhin davon die Rede, die Bevölkerung durch Apps zu tracken, um potenziell infizierte Menschen zu finden. Bereits in unserer Ausgabe vor einer Woche haben wir uns dem Thema gewidmet und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Erstellung technischer Hilfsmittel, die Überwachung unter gleichzeitiger Beachtung von Datenschutzaspekten ermöglichen soll, ein sehr schwieriges Unterfangen ist. Trotzdem scheint es angesichts der aktuellen Sachlage nicht unwahrscheinlich, dass es zu dieser Situation kommen wird. So hat zum Beispiel das Rote Kreuz in Österreich eine App eingeführt, die genau so ein Tracking eingebaut hat.
Der Kultur- und Wirtschaftswissenschaftler Felix Maschewski ist Co-Autor des Buches "Die Gesellschaft der Wearables: Digitale Verführung und soziale Kontrolle" und beschäftigt sich schon lange mit den Vor- und Nachteilen von technologischem Fortschritt. In unserem Interview sprechen wir darüber, ob wir Einschränkungen der Privatsphäre schneller akzeptieren würden, wenn wir damit wieder mehr Bewegungsfreiheit gewinnen würden, und darüber, ob soziale Kontrolle sogar noch problematischer als staatliche ist.

Stößt der Technikglaube des Silicon Valleys an seine Grenzen?

"Die Probleme der Menschheit durch technischen Fortschritt lösen" – so oder so ähnlich könnte man den Ethos, der seit mehreren Dekaden im Silicon Valley kursiert, zusammenfassen. Doch ein Motto wie Facebooks "Move fast and break things" lässt sich schlecht auf eine Gesundheitskrise übertragen, wenn das "break things" plötzlich Menschenleben bedeutet.
Trotzdem wollen die Techfirmen auch rund um das Coronavirus mitmischen. Twitter und Facebook moderieren Falschinformationen strenger als bei jedem anderen Thema. Firmen wie Tesla kündigen an, Beatmungsgeräte für Krankenhäuser zu kaufen, die sich hinterher als die falschen Maschinen herausstellen und leider nutzlos sind.
Das heißt natürlich nicht, dass aus der Tech-Szene keine Hilfe kommt. Unser Autor Thomas Reintjes lebt in New York, der am stärksten von Covid-19 betroffenen Stadt der Welt und hat sich umgehört, welche Lösungsansätze dort kursieren.

Ein Videospiel als Seelenheil

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Zeit für Videospiele – genau jetzt: Weil Unterhaltung dabei hilft, Social Distancing erträglicher zu machen, aber auch, weil die Spieleindustrie dazu übergegangen ist, in Online-Games Botschaften der WHO zu verbreiten und damit große Zielgruppen erreicht. Doch es gibt ein ganz bestimmtes Spiel, das unser Autor Dennis Kogel empfehlen will: "Kind Words".
Das befasst sich nicht mit dem Entkommen in eine andere, schönere Welt, sondern thematisiertdie Probleme im Hier und Jetzt: den echten Problemen, den Sorgen, dem Druck, den viele Menschen jetzt spüren. Kind Words hat dabei eine Community geschaffen, die sich gegenseitig aufmuntert und für gute Laune sorgt.

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Moderation: Martin Böttcher
Redaktion: Jochen Dreier und Jana Wuttke
Medien und Meinungen: Vera Linß
Netzkultur: Dennis Kogel
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(hte)
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