Breitband Sendungsüberblick

Die Medienmacht des "Intellectual Dark Web"

55:07 Minuten
Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Der Autor des Buchs "12 Rules for Life", Jordan Peterson, ist einer der Promotoren des sogenannten "Intellectual Dark Web". © Cover: Randomhause Canada / Hintergrund: imago
Moderation: Teresa Sickert und Tim Wiese · 29.09.2018
Audio herunterladen
Das Darknet hat einen ominösen Ruf und gilt als Umschlagplatz für Illegales aller Art. In den USA hat sich ein Netzwerk gebildet, das sich selbst den Anstrich eines speziellen Ortes geben will: das „Intellectual Dark Web“. Es hat ein konkretes Ziel.
In den USA ist ein Netzwerk entstanden, das einer seiner Protagonisten, Eric Weinstein, mythenhaft als "Intellectual Dark Web" bezeichnet. Dort wird nicht mit Waffen oder Drogen gehandelt, sondern mit Ideen. Das Netzwerk propagiert "alternative" Sichtweisen zu denen der etablierten Medien. Sein erklärtes Ziel: das vermeintliche Meinungsmonopol der "Mainstream-Medien" zu brechen.
Zu den Promotoren gehören zum Beispiel der konservative Kommentator Ben Shapiro, die Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali, der Neurowissenschaftler Sam Harris oder der kanadische Psychologieprofessor und Bestsellerautor Jordan Peterson. Was zeichnet diese Leute aus, welche Gruppen spricht das Netzwerk an, welche Geschäftsmodelle haben seine Protagonisten und welches Potential birgt es? Darüber sprechen wir mit Matthias Kolb. Der Journalist der Süddeutschen Zeitung hat zu einem der Akteure des "Intellectual Dark Web" recherchiert.

Medien und Meinungen

Open-Source-Recherche und die Rolle des Journalismus

Im Juli 2018 verbreitete sich ein erschreckendes Video in den sozialen Medien. Es zeigt den Mord an zwei Frauen und zwei Kindern durch eine Gruppe kamerunischer Soldaten. Während die kamerunische Regierung das Video zunächst als "Fake News" zurückwies, konnte BBC Africa Eye die genauen Umstände und Mörder recherchieren.
Dabei wählte das News-Team besondere Mittel sowohl der Recherche als auch der Darstellung: Die auf Twitter und Youtube veröffentlichten Beiträge erzählen nicht nur die Geschichte des ursprünglichen Videos, sondern untersuchen vor allem die "Anatomie" der Morde. Anhand einer forensischen Analyse zeigt die Dokumentation minutiös den Rechercheweg.
Die Journalisten, die mit Akteuren der Open-Source-Recherchegruppe Bellingcat zusammenarbeiteten, waren dafür nicht vor Ort, sondern nutzten Satellitendaten und im Netz veröffentlichte Dokumente. Azadê Peşmen wirft einen Blick auf das Vorgehen des BBC-Teams. Mit dem Medienwissenschaftler Serjoscha Wiemer sprechen wir über den Rechercheweg und die Darstellungsformen und und fragen, ob sich durch Recherchen und Kooperationen wie dieser auch der Journalismus verändert.

Netz-Extremismus in Russland

In Russland wurden im vergangenen Jahr 785 Personen wegen Extremismus verurteilt, 571 von ihnen wegen des Straftatbestands der "Anstachelung zum Hass" nach dem Paragraph 282 des russischen Strafgesetzbuchs. Mehr als neunzig Prozent dieser Urteile bezogen sich auf Straftaten im Internet. Wer sind diese "Netz-Extremisten" und muss man sie wirklich bekämpfen? Anna Getmanova hat sich die Fälle genauer angeschaut.

Netzmusik-Playlist

Das Team

Moderation: Teresa Sickert und Tim Wiese
Redaktion: Bettina Conradi und Jana Wuttke
Medien und Meinungen: Vera Linß
Netzmusik: Teresa Sickert
Webredaktion: Nora Gohlke
Mehr zum Thema