Breitband Sendungsüberblick

Die Medien und "der Osten"

54:42 Minuten
Zwei ältere Herren in farbenfrohen Badehosen beugen sich in den Kofferraum eines Trabants. Aufgenommen 1985 in Berlin.
Klischee und Vorurteil: Ossis als Freunde der Freikörperkultur und grüner Rennpappe. © imago images / Frank Sorge
Mit Katja Bigalke und Marcus Richter · 26.10.2019
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Auch 30 Jahre nach der Wende werden dieselben Klischees und Vorurteile über Ostdeutschland gepflegt – und die Medien machen fleißig mit. Warum ist das so? Außerdem: Wie reale Architektur Videospiele prägt und das Brexit-Meme.
  • "Abgehängt und abgeschrieben – das Gefühl im Osten" – ZDF
  • "So isser, der Ossi" – Der SPIEGEL"
  • Der Osten wählt", obwohl nur Thüringen wählt – "der Westen" wählt irgendwie nie
Das sind nur drei Beispiele der alltäglichen Berichterstattung über die neuen Bundesländer. Der MDR stellte 2017 in einer Medienauswertung fest, dass das Wort Ostdeutschland am häufigsten mit den Begriffen "Armut" und "abgehängt" in der bundesdeutschen Berichterstattung vorkommt. Dabei sind (Ost)-Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die immer noch "neuen" Bundesländer, mittlerweile seit fast 30 Jahren Teil der Bundesrepublik.
Deutlich ausgedrückt: Die mediale Berichterstattung ist eine ost-fremde und in Teilen sogar ost-feindliche. Ostdeutsche werden pauschalisiert und als homogene Masse dargestellt. Es wird mit Stereotypen hantiert, statt die komplexe Situation der teilweise ganz unterschiedlichen Regionen zu erläutern. Warum das so ist und ob Fortschritte zu erkennen sind, klären wir im Gespräch mit Valerie Schönian, Journalistin und Autorin des 2020 erscheinenden Buches "Ostbewusstsein: Warum Nachwendekinder für den Osten streiten und was das für die Deutsche Einheit bedeutet" und dem Soziologen Thomas Ahbe, Co-Autor des Buches "Die Ostdeutschen in den Medien. Das Bild von den Anderen nach 1990".

Medien und Meinungen

Brutal brutalistisch

Videospiele und Architektur gehörten schon immer zusammen. Schließlich würde es wenig Spaß machen, sich durch einen Raum ohne Wände, Hindernisse oder auch einfach schöne Landschaften zu bewegen. In einem Spiel ist nichts davon natürlich, sondern muss von Menschen oder einem von Menschen programmierten Algorithmus platziert werden. Auf eine Art sind Leveldesigns also auch eine Form von Architektur. In Zeiten von realistischer Grafik werden mehr und mehr echte Bauwerke zum Vorbild für Spielwelten genommen. Ganz besonders ist dieser Trend dieses Jahr bei "Control" von der finnischen Firma Remedy aufgefallen. In dem Spiel ist man Teil einer staatlichen Behörde, die übernatürliche Phänomenekontrollieren soll. Visuell ist "Control" stark vom Brutalismus geprägt.
Brutalismus ist ein Baustil der Moderne, der vor allem durch den Einsatz von Sichtbeton geprägt ist. Bekannteste Beispiele sind die Wotrubakirche in Wien, die Kölner Universitäts- und Stadtbibliothek oder große Teile der Berliner Gropiusstadt. Doch warum nehmen sich Designteams real existierende Baustile für Werke, in denen ihnen keine Grenzen gesetzt sind, Statik, Baukosten und Platz keine Rolle spielen? Darüber sprechen wir mit Moshe Linke, Spieleentwickler und Fan von Brutalismus.

Das Brexit-Meme

Unsere britischen Nachbarn wollen die EU verlassen. Die eigentlich traurige Angelegenheit hat aber eine Welle der Kreativität im Netz freigesetzt: Unzählige Memes sind entstanden. Bilder mit lustigen Kommentaren oder kleine Filme, die sich über das nicht enden wollende Brexit-Theater lustig machen. Matthias Finger hat sich umgeschaut.
Good to see bookshops getting involved. #PeoplesVoteMarch pic.twitter.com/3WUZI3gqQO
— Craig Stone (@craigstone_) October 20, 2018

Netzmusik

Das Team

Moderation: Katja Bigalke und Marcus Richter
Redaktion: Nora Gohlke, Jochen Dreier und Jana Wuttke
Netzmusik: Roland Graffé
Netzkultur: Matthias Finger
Medien & Meinungen, Webredaktion: Hagen Terschüren
(hte)
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