Brasilien

Pleitegeier unterm Zuckerhut

Von Peer Vorderwülbecke · 27.04.2014
Auch wenn Brasilien international als Land des Fußballs gilt, ausverkaufte Stadien und ausgelassene Fans sind dort mittlerweile die Ausnahme. Kenner sprechen sogar von einer umfassenden Krise des brasilianischen Fußballs.
Mittlerweile sind die brasilianischen Stadien in der ersten Liga meistens nur noch mäßig gefüllt, im Schnitt kamen in der letzten Saison nur knapp 15.000 Zuschauer zu den Spielen. Weltweit bedeutet das Rang 18 hinter Australien. Selbst in der zweiten Liga in Deutschland kommen mehr Zuschauer.
Für Amir Somoggi sind die niedrigen Zuschauerzahlen aber nur ein Symptom für die umfassende Krise des brasilianischen Profifußballs. Seit Jahren befasst sich der Spezialist für Sport-Marketing mit dem Nationalsport und mit den großen Vereinen im Land, er kennt alle Probleme des brasilianischen Fußballs. Der 38-Jährige hat Analysen und Studien verfasst, er ist wahrscheinlich der renommierteste Experte im Land, wenn es um Fußball-Vermarktung geht:
"Von 2003 bis heute sind die Einnahmen sehr stark gestiegen – aber auch die Ausgaben. Und die Klubs sind alle gemeinnützige Vereine, also wird alles, was eingenommen wird, auch wieder ausgegeben. Und da gibt es keine so strenge Kontrolle. Vor zehn Jahren, da haben die Klubs 800 Millionen Reals umgesetzt, heute sind es vier Milliarden."
Innerhalb einer Dekade haben sich die Umsätze also fast vervierfacht auf fast 1,3 Milliarden Euro. Damit ist die brasilianische Liga rein zahlenmäßig auf Platz sechs in der Welt. Trotzdem bezeichnen viele Experten und mittlerweile auch viele Spieler die Situation im brasilianischen Fußball als katastrophal – trotz der sprudelnden Einnahmen.
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