Bora Cosic: "Die Tutoren"

"Ich hoffe, dass kein literarisches Wort in diesem Buch ist"

Der serbische Schriftsteller Bora Cosic.
Der serbische Schriftsteller Bora Cosic. © imago/gezett
Bora Cosic und Brigitte Döbert im Gespräch mit Andrea Gerk · 29.01.2016
Für seinen monumentalen Roman "Die Tutoren" habe er sich bewusst mit profaner Sprache beschäftigt, sagt der serbische Schriftsteller Bora Cosics. Es dauerte fast 40 Jahre, bis das Buch ins Deutsche übersetzt wurde.
Bora Cosics monumentaler Roman "Die Tutoren" erzählt die Geschichte einer Familie aus Slawonien und ist gleichzeitig die Parodie einer Familiensaga. Es solle ein antiliterarisches Buch sein, meint der Autor. "Das Buch ist auf jeden Fall das Ergebnis von Jahren, die ich mich mit profanen Dingen beschäftigt habe: mit profaner Sprache, mit profanen literarischen Gattungen", sagt Cosic.
"Ich habe vorher schon Essays und kleinere literarische Texte geschrieben über diese ganzen Gattungen, die eben außerhalb der Literatur sich befinden: über Comics, über Schundliteratur, über irgendwelche süßlichen Liebesgeschichten, über Pamphlete, politische Sprache, Werbung, solche Dinge. Das interessiert mich einfach sehr. Und ich hoffe, dass kein einziges wirklich literarisches Wort in diesem Buch übriggeblieben ist."
"Unübersetzbarkeit ist ein relativer Begriff"
1978 in Jugoslawien erschienen, dauerte es fast 40 Jahre, bis Bora Cosics "Die Tutoren" auf Deutsch veröffentlicht wurde. Denn mit seinen zahlreichen Sprachspielen und Anspielungen galt es lange Zeit es als unübersetzbar.
"Unübersetzbarkeit ist ein relativer Begriff", sagt die Übersetzerin Brigitte Döbert. Ein Werk wie "Die Tutoren" ließe sich natürlich nicht eins zu eins ins Deutsche übertragen. "Da sind Sachen drin wie: historische Persönlichkeiten werden mit dem Namen veräppelt. Das heißt, da gibt es einen Herr Bilsenkraut. Das ist aber eine historische Person. Dann kann ich den nicht übersetzen, dann muss ich das serbische Wort dafür nehmen und kann das Wortspiel im Grunde so nicht wiederholen, sondern ich muss irgendwas anderes mir ausdenken."
Brigitte Döberts Übersetzung gefalle ihm sehr gut, sagt Cosic. "Aber es ist eigentlich ihr Buch."
Diese Form der Persiflage wie in "Die Tutoren" verwende er heute nicht mehr, so der serbische Autor. "Man könnte sagen, dass ich zu den literarischen Formen zurückgekehrt bin, aber das geschieht mit einem Grinsen." Denn seine Wahren Vorbilder seien "der Dadaismus, der Surrealismus, die Psychoanalyse – und die Trivialität im Leben".
Bora Cosic: Die Tutoren
Aus dem Serbischen von Brigitte Döbert.
Verlag Schöffling & Co, Frankfurt/Main 2015
792 Seiten, 39,95 Euro
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