Bombenfund in Frankfurt am Main

Winkende Gaffer verzögern Entschärfung

Polizisten im Gespräch mit Passant vor dem Bombenfundort im Westend, Frankfurt am Main.
Polizisten im Gespräch mit Passant vor dem Bombenfundort im Westend, Frankfurt am Main. © Imago / Eibner
Von Luttger Fittkau · 03.09.2017
Bei Bauarbeiten ist in der vergangenen Woche eine 1,8 Tonnen schwere Luftmine gefunden worden. Die Entschärfung der britischen Bombe begann mit erheblicher Verspätung – ausgelöst durch einzelne uneinsichtige Bewohner des Sperrbezirks.
Mit erheblicher Verspätung hatte am Nachmittag die Entschärfung der 1,8 Tonnen schweren britischen Luftmine begonnen, die in der Wochenmitte bei Bauarbeiten unmittelbar am Campus der Goethe-Uni Frankfurt am Main gefunden worden war.
Bis zwölf Uhr mittags hatte es zunächst so ausgesehen, als ob der Zeitplan für die größte Evakuierung der Nachkriegsgeschichte in Deutschland eingehalten werden könnte. Doch dann kam es zu einer erheblichen Zeitverzögerung, ausgelöst durch einzelne uneinsichtige Bewohner des Sperrbezirks. Reinhard Ries, Leiter der Feuerwehr Frankfurt am Main:
"Ja, ich bin jetzt mittlerweile sauer, weil wir eigentlich gegen 12 Uhr wirklich fertig waren. Und die Einsatzkräfte sehen dann auf der Fahrt aus dem Sektor, dass Menschen hinter den Fenstern fröhlich winken. Und sie können sich vorstellen, das müssen sie logischerweise melden. Das bedeutet wiederum, dass wir mit diesen Menschen Kontakt aufnehmen müssen, sie aus den Wohnungen herausholen müssen. Teilweise renitent dabei, es ist sogar zu einer Festnahme gekommen. Das ist unerträglich. "

Zunächst wurden die Zünder entfernt

Schutzpavillon um Weltkriegsbombe in Frankfurt am Main.
Schutzpavillon um Weltkriegsbombe in Frankfurt am Main.© Imago / Eibner
Nach einer schließlich zweieinhalbstündigen Zeitverzögerung konnten die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr dann endlich am Nachmittag "grünes Licht" für den Beginn der Entschärfung gegeben werden. Gerhard Bereswill, der Polizeipräsident vom Frankfurt am Main im HR-Fernsehen, das den ganzen Tag live von der Bombenentschärfung berichtet:
"14.27 Uhr war quasi die Sicherheit erklärt worden unsererseits. Das heißt: Sowohl die Rettungsdienste und die Feuerwehr haben signalisiert, alles ist getan. Unsere Leute haben erklärt, alles ist menschenleer und haben sich selbst aus der Zone gebracht. So dass wir jetzt die Sicherheit an die Entschärfer des Kampfmittelräumdienstes weitergegeben haben."
Sprengmeister Dieter Schwetzler und sein junger Kollege René Bennert begannen anschließend sofort mit der Entschärfung. Bereits nach einer knappen halben Stunde meldete die Polizei die erfolgreiche Entfernung des ersten der drei Zünder. Spätestens bis gegen 19.30 Uhr soll die Bombe komplett unschädlich gemacht worden sein.

Erinnerungen an den Krieg

Vor allem bei älteren Frankfurterinnen und Frankfurtern in den Evakuierungsquartieren, die den Krieg noch als Kinder miterlebt haben, weckte die Entschärfung des mächtigen Blindgängers am Unigelände ungute Erinnerungen:
"Bei uns im Garten ging der erste Blindgänger 1940 nieder und wir waren alle im Keller und die ganzen Fenster sind rausgeflogen. Und da hat mich dann mein Vater nach Bayern zu meiner Großmutter geschickt."
"Als ich ankam und auch schon gestern, war ich ziemlich unten. Musste weinen und es kamen die alten Zeiten hoch, dieser riesig schlimme Angriff über Frankfurt und bei diesem Angriff habe ich auch meine Bruder verloren. Und desto mehr belastet mich das jetzt und es kommt alles hoch und ich bin heute und überhaupt sehr traurig."
In wenigen Stunden könnte sich die Stimmung der Hochbetagten wieder verbessern. Denn nach dem Ende der Entschärfungsaktion heute Abend wollen die Rettungsdienste auch die Bewohner der 20 evakuierten Altersheime und zweier Krankenhäuser wieder zurück in ihre Zimmer bringen. Dann soll auch die Sperrzone nach der größten Evakuierungsaktion der Nachkriegsgeschichte wieder freigegeben werden.
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