Bombardement Dresdens vor 73 Jahren

Wie divers die Dresdner gedenken

Gegendemonstranten mit einem Banner mit der Aufschrift "Kein Plätzchen für Nazis!" protestieren am Rande einer rechtsextremen Kundgebung. Mit mehreren Kundgebungen beginnt am 10.02.2018 das diesjährige Gedenken an die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg.
Protest gegen rechte Demo in Dresden © dpa / picture alliance / Monika Skolimowska
Von Bastian Brandau · 13.02.2018
Die Dresdner gedenken der Zerstörung ihrer Stadt vor 73 Jahren - die Formen des Erinnerns sind allerdings unterschiedlich: Während Rechtsgesinnte versuchen den Jahrestag für ihre Zwecke zu nutzen, setzen Dresdner Bürger einen Gegenpol mit Menschenketten und Kranzniederlegungen.
"Folgt bitte den Anweisungen der Ordner, und sorgt gemeinsam dafür, dass wir auch in diesem Jahr wieder ein ehrendes Gedenken an die Luftkriegstoten von Dresden hier in Dresden durchführen."
Samstagnachmittag, S-Bahnhof Reick, ein paar Kilometer vom Dresdner Stadtkern entfernt. Einige hundert Neonazis sammeln sich zu einer Kundgebung, angemeldet hat ein Politiker der NPD. Anfang des Jahrtausends marschierten bis zu 6.000 Neonazis am 13. Februar durch die Dresdner Innenstadt, um die Bombardierung 1945 für ihre politischen Zwecke zu nutzen. Damals wie heute gibt es Gegenprotest:
"Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda."
An mehreren Stellen der Route der Neonazis durch Wohn- und Gewerbegebiete stellen sich ihnen Demonstrierende entgegen, versuchen teilweise die Straße zu blockieren. Die Polizei geleitet den Zug an den Blockierern vorbei. Zu den Beobachtern gehört auch der Oppositionsführer im sächsischen Landtag, Rico Gebhardt von den Linken.

"Gefahr geht eher von der AfD aus"

Die Zeit der großen Neonazi-Aufmärsche sei zum Glück vorbei, sagt Gebhardt.
"Also ich glaube, dass im Moment, auch wenn es scheinbar anders ist, von der NPD nicht die große Gefahr ausgeht, sondern eher von der AfD. Weil sie so eine Kultur in die Gesellschaft reingebracht hat, die sagt, war ja alles gar nicht so schlecht, und man muss ja auch mal vergessen können. Ich glaube, bestimmte Dinge in der Geschichte sollte man nicht vergessen und dazu gehört, dass die Deutschen den Zweiten Weltkrieg angezettelt haben. Also von der Seite her geht kulturell die größere Gefahr von der AfD aus."
10.02.2018, Sachsen, Dresden: Teilnehmer einer Kundgebung des Bündnises Dresden Nazifrei stehen hinter einem Banner mit der Aufschrift "Täterspuren suchen statt Opfermythen pflegen". 
Kundgebung des Bündnisses Dresden Nazifrei: Mit mehreren Kundgebungen beginnt am 10. Februar das diesjährige Gedenken an die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg. © dpa/picture alliance/Monika Skolimowska
Ähnlich sieht man es beim Bündnis "Dresden Nazifrei", das den Protest gegen Neonazi-Demos auf der Straße mitorganisiert hat. Jedes Jahr rund um den 13. Februar veranstaltet das Bündnis außerdem einen Mahngang auf den Spuren der NS-Täter in Dresden. Sprecherin Franziska Fehst:
"Und die AfD versucht selber den 13. Februar für sich zu vereinnahmen. Es wird wieder eine sehr große Kranzniederlegung geben, Medien berichten auch, dass am 14.02. zum Beispiel Björn Höcke mit in Pirna sein wird, zu einem politischen Aschermittwoch genau zu diesem Datum."

Aufruf zur Gegendemonstration

Schon Anfang des Monats hatte Oberbürgermeister Dirk Hilbert die Pläne der Stadt zum Gedenken an den 13. Februar 1945 vorgestellt. Auch für den Samstag hatte er zu einer Gegendemonstration aufgerufen.
"Wir wollen nicht, dass das Gedenken an den 13. Februar, an die Zerstörung unserer Stadt missbraucht wird, Umdeutungsversuche gibt und auch man aus dem Erinnern versucht zu löschen, von welchem Boden ist der Krieg ausgegangen, welches Leid ist über andere Völker gekommen und ist dann auch auf deutschen Boden zurückgekommen und auch bei uns viele Zivilisten getroffen."
Daran wird Hilbert heute erinnern, am Morgen werden er und seine Stellvertreter dezentrale Gedenkorte besuchen und Kränze niederlegen. Sie gedenken Opfern von Nationalsozialismus und Krieg, Hass und Zerstörung. Gegen 18 Uhr werden sich die Dresdner zu einer Menschenkette aufstellen, die der Rektor der TU Dresden Hans Müller-Steinhagen angemeldet hat:
"Wenn wir aufhören uns zu erinnern, dann besteht immer die Gefahr, dass so etwas wieder auftritt. Und deswegen müssen wir glaube ich auch mit der Menschenkette wirklich einen Gegenpol setzen gegen Forderungen politischer Gruppierungen, die sagen, wir haben lang genug erinnert, wir hören jetzt auf."
Im Anschluss an die Menschenkette haben die Dresdner die Möglichkeit, sich bei Andachten und Konzerte zu versammeln, unter anderem in der wiederaufgebauten Frauenkirche.
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