BND-Akten wurden "aus Leichtfertigkeit" vernichtet

30.11.2011
Rund 250 Akten über die NS-Vergangenheit von Mitarbeitern des Bundesnachrichtendienstes (BND) wurden 2007 in Pullach vernichtet. Der Historiker Klaus-Dietmar Henke, Sprecher der Aufklärungs-Kommission, zeigt sich erschüttert. An eine gezielte politische Aktion glaubt er jedoch nicht.
Dass es beim BND "Aktenvernichtungen in größerem Stil" gegeben habe, mache ihn "ziemlich perplex" und sei "nicht akzeptabel", so Henke. "Archivwürdig sind alle Akten von bleibendem historischen Wert, wo wir als Historiker wichtige Quellen sehen, aus denen man die Vergangenheit rekonstruieren kann." Dass die Dokumente archivwürdig waren, "hätte man ohne weiteres erkennen müssen".

Dennoch gehe er nicht davon aus, dass hinter der Entsorgung eine politische Absicht stehe. "Ich kann mir bei aller Kritik nicht vorstellen, dass im Jahre 2007 in dem Bundesnachrichtendienst es noch irgendwelche U-Boote gibt, die NS-Vergangenheit vertuschen wollen", sagt Henke. "Ich glaube eher, es war Sorglosigkeit oder Leichtfertigkeit."

Pikant sei jedoch, dass der gegenwärtige BND-Präsident Ernst Uhrlau, der sich stark für eine historische Aufarbeitung des deutschen Geheimdienstes eingesetzt habe, "damals schon im Amt war", so Henke. "Da hätten diese Akten nicht vernichtet werden dürfen."

Sie können das vollständige Gespräch mit Klaus-Dietmar Henke mindestens bis zum 30.04.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.