Björn Frank: "Zu Keynes passt das nicht"

Von Geldtheorien und Todesarten

Cover von Björn Franks Buch "Zu Keynes passt das nicht" und Geldscheine
Björn Frank setzt sich in seinem Buch "Zu Keynes passt das nicht" auch mit Geldtheorien auseinander. © Berenberg Verlag / dpa/ picture alliance / Daniel Reinhardt
Von Catherine Newmark · 19.02.2019
John Maynard Keynes, Joseph Alois Schumpeter, Jeremy Bentham: Björn Frank beschäftigt sich in "Zu Keynes passt das nicht" mit diesen und anderen großen Ökonomen. Dabei geht es nicht nur um deren wichtigste Erkenntnisse, sondern auch um diverse Todesarten.
Der sogenannte "Cantillon-Effekt" bezeichnet die Tatsache, dass nur bestimmte Akteure von der Erhöhung der Geldmenge in einer Volkswirtschaft profitieren. Benannt ist er nach dem Iren Richard Cantillon, der als einer der ersten modernen Ökonomen der Geschichte gilt.
Cantillon starb 1734 in London − oder vielleicht auch nicht. Es gibt Biografen, die annehmen, der hochverschuldete Cantillon habe seinen Tod nur vorgetäuscht, um seinen Gläubigern zu entkommen. Das Werk, in dem seine einflussreiche Theorie über die "Vermehrung und Verminderung der Bargeldmenge in einem Staat" enthalten ist, erschien jedenfalls erst 1755.
Womit wir mitten im Buch von Björn Frank wären, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Kassel – und nebenbei Autor von Kinderbüchern und einem Krimi mit dem schönen Titel "Geldgerinnung". Es besteht aus einem guten Dutzend eleganter und unterhaltsamer Miniaturen, die sich dem Leben, den wichtigsten Theorien sowie den Todesarten von bedeutenden Ökonomen widmen.
Dass er letztere oft bemerkenswert findet – vom vorgetäuschten Tod über den Selbstmord bis zum politischen Märtyrertod ist alles dabei –, davon setzt uns der Autor im Vorwort in Kenntnis; sowie auch von seiner Überzeugung, dass es bereits mehr als genug dicke Biografien über die behandelten Geistesgrößen gebe.

Zugeschnitten auf ein Laienpublikum

Frank begnügt sich darum mit temporeich erzählten Highlights der Lebensläufe so kanonischer Figuren der Volkswirtschaftslehre wie Jeremy Bentham, John Maynard Keynes oder Joseph Alois Schumpeter. In diese Erzählungen verpackt er dann auch noch jeweils ein, zwei von deren wichtigsten ökonomischen Erkenntnissen − mundgerecht zugeschnitten für ein Laienpublikum, das diese Namen zwar möglicherweise als bedeutende im Ohr hat, aber um die komplexen Volkswirtschaftstheorien doch bislang eher einen Bogen gemacht hat.
Für solche Leser ist das Buch ein großes Vergnügen, denn Björn Frank führt eine pointierte, ironische Feder und hat einen liebevollen Blick für skurrile oder auch tragikomische Details. Schumpeter, so erfährt man von Frank, bewunderte und kritisierte Marx gleichermaßen – und es gibt zehn Jahre in seiner Biografie, die anmuten "wie der Anfängerfehler eines Romanautors, der die falschen Drogen nimmt".
Von Johann Heinrich von Thünen, dem etwas pedantischen "Gründungsgott" der Regionalökonomik, erhält man ein ebenso plastisches Bild wie vom sozialreformerisch engagierten Bentham, der zu Lebzeiten detaillierte Vorkehrungen für die wissenschaftliche Weiterverwertung seines Leichnams traf. En passant erfährt man zugleich einiges über der Wesen der "Thünenschen Kreise" und Benthams Theorem vom abnehmenden Grenznutzen des Geldes.
Für all diejenigen, die sich vor Differentialrechnung und anderen technischen Aspekten der Volkswirtschaftslehre scheuen, gibt das Buch einen ausgesprochen kurzweiligen Einblick in dieses irgendwo zwischen Mathematik, Soziologie und Psychologie angesiedelte Fach und seine Geschichte.

Björn Frank: Zu Keynes passt das nicht. Vom Leben und Sterben großer Ökonomen
Berenberg Verlag, Berlin 2019
152 Seiten, 22 Euro

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