Bitter, aber nicht hoffnungslos

Von Jörg Taszman · 06.06.2010
"Mammut" ist der erste englischsprachige und internationale Film des schwedischen Regisseurs Lukas Moodysson. Wie in seinen anderen Filmen will er aufrütteln und beleuchtet soziale Unterschiede und Gegensätze.
Sie leben im hippen New York und sind jung und erfolgreich. Sie haben eine süße kleine Tochter, aber kaum Zeit füreinander. Ellen ist Notärztin und Leo, ihr Mann, ein erfolgreicher Computerexperte, der in Asien mit seinem Businesspartner Geschäfte machen soll.

Aber Leo wird alles zu viel. Wie ein großer Junge flüchtet er vor sich selbst und verliebt sich in Thailand in eine junge Prostituierte, während seine Frau Ellen als Notärztin um das Leben eines schwer verwundeten Jungen kämpft. Geplagt von Gewissensbissen und Weltschmerz ruft er seine Frau an und hinterlässt Nachrichten auf dem AB.

"Bob hat mir einen blöden Stift geschenkt mit Mammutelfenbein. Ich muss immer daran denken, was ist, wenn wir bald aussterben und die gesamte menschliche Rasse weg ist?"

Regisseur Lukas Moodysson erzählt von einer modernen, globalisierten Gesellschaft. Es geht ihm um zerfallende Familien, Mütter in Asien, die sich im Westen um die Kinder von erfolgreichen Ehepaaren kümmern, damit ihre eigenen Kinder es einmal besser haben. Die sozialen Unterschiede und die Gegensätze zwischen Armut, Reichtum und Gewalt kennt der Hauptdarsteller Gabriel Garcia Bernal ganz genau.

"Also ich bin ja Mexikaner und mein Land geht gerade durch eine wirklich schreckliche Phase. Es ist eine Katastrophe. Es war immer schlimm, aber zurzeit ist es irgendwie offensichtlicher. Dieses Bewusstsein - im Bezug auf eine Welt, in der wir leben mit all dem Schönen und Schrecklichen - das habe ich. Dafür musste ich in kein anderes Land fahren, um das zu sehen …"

Lukas Moodysson ist ein sehr ernsthafter und humaner Zweifler, der gerne mit seinen Filmen aufrüttelt, vor allem die Sexindustrie demaskiert und zwar bittere, aber nie hoffnungslose Filme dreht. Seine Figuren sind oft Suchende wie Leo, der es gut meint, aber dabei sehr naiv bleibt.

"Ich hab nachgedacht, ich will ein bisschen Wohltätigkeitsarbeit machen. Du weißt schon … ich dachte, ich könnte eine Stiftung gründen oder ein Waisenhaus. Keine Ahnung, ich könnte ein paar Computer verteilen oder Kindern helfen …"

Gabriel Garcia Bernal sieht die Welt sehr viel realistischer als Leo. Mit seiner Figur geht er hart ins Gericht und verallgemeinert sehr reflektiert die Motive von Menschen wie Leo.

"In diesem Fall dient die Wohltätigkeit sehr viel mehr dem Ego von Leo als Anderen. Das ist aber überhaupt nicht großzügig. Ich behaupte nicht, dass mir das nicht passiert. Viele gute Dinge, die wir tun, machen wir auch, um daraus einen Nutzen zu ziehen. So ist es ein schmaler Grat zwischen dem, was du für Andere und was du für dich selbst tust …"